Richard Wagner

Parsifal

Jonas Kaufmann (Tenor), Elīna Garanča (Mezzosopran), Ludovic Tézier (Bariton), Georg Zeppenfeld (Bass), Wolfgang Koch (Bariton), Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Ltg. Philippe Jordan

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Sony Classical
erschienen in: das Orchester 5/2024 , Seite 71

Um das Fazit vorwegzunehmen: Die vorliegende, bei dem Label Sony zu beziehende CD von Wagners Parsifal ist in höchstem Maße empfehlenswert! Ich vergebe die Höchstpunktzahl. Das Anhören der CDs bereitet Freude.
Das beginnt schon bei Dirigent Philipp Jordan, der das grandios aufspielende, sehr hoch gestimmte Orchester der Wiener Staatsoper in gemäßigten Tempi, mit enormer Verve und feinen Differenzierungen sowie mit markanten Akzenten durch Wagners vielschichtige Partitur führt. Die eher langsamen Tempi leisten einer vorbildlichen Transparenz Vorschub. Es werden zahlreiche Einzelheiten und mannigfaltige Details hörbar. Die musikalischen Strukturen werden von Jordan sorgfältig herausgearbeitet und gekonnt in den großen musikalischen Zusammenhang eingegliedert.
Bei den Sängerinnen und Sängern ist an erster Stelle Elı-na Garancˇa zu nennen, die sich mit Bravour in die Partie der Kundry stürzt. Es ist wohl nicht übertrieben, sie als die derzeit beste Vertreterin dieser anspruchsvollen Rolle zu bezeichnen. Was sie mit ihrem bestens fokussierten, warmen, emotionalen und fantastisch hohe H’s aufweisenden aparten Mezzosopran leistet, ist eine Sensation. Auch das Altsolo ist hier Garancˇa anvertraut.
Mit imposantem, baritonal timbriertem Tenor und starkem gesanglichen Ausdrucksgehalt gibt Jonas Kaufmann eine überzeugende Studie des Parsifal. Eine erstklassige Leistung erbringt auch Georg Zeppenfeld, der für den Gurnemanz eine herrlich italienisch fokussierte, sonore und ebenmäßig dahinströmende Bassstimme mitbringt. Markant und intensiv sowie vokal ebenfalls vorbildlich italienisch geschult präsentiert sich der Amfortas von Ludovic Tézier. Ein mit seinem bestens fundierten und geradlinig geführten Heldenbariton kraftvoll auftrumpfender Klingsor ist Wolfgang Koch. Stefan Cernys Titurel macht Lust auf mehr.
Gefällige Leistungen erbringen Carlos Osuna und Erik van Heyningen in den Partien der beiden Gralsritter. Die ersten drei Knappen sind mit Patricia Nolz, Stephanie Maitland und Daniel Jenz ordentlich besetzt. Ihr solides Niveau kann von Angelo Pollaks ziemlich flach singendem vierten Knappen nicht gehalten werden. Einen gefälligen Eindruck hinterlässt das aus Ileana Tonca, Anna Nekhames, Aurora Marthens, Slavka Zamecnikova, Joanna Kedzior und Isabel Signoret bestehende Ensemble der Blumenmädchen. Mächtig ins Zeug legt sich der Chor und Extrachor der Wiener Staatsoper.
Ludwig Steinbach