Works for Tuba and Orchestra
Paesaggio
Siegfried Jung (Tuba), Johanna Jung (Harfe), Orchester des Nationaltheaters Mannheim, Ltg. Walter Hilgers
Mehr und mehr wird die Tuba als Soloinstrument entdeckt und wahrgenommen. Das mag daran liegen, dass es inzwischen so viele Meister dieses Instruments gibt. Walter Hilgers ist einer davon. Er war es, der durch seine Auftritte mit German Brass wesentlich dazu beigetragen hat, der Tuba den Stellenwert zu verschaffen, den sie heute verdientermaßen hat. Hilgers konzentriert sich mittlerweile auf das Dirigieren und überlässt es auf dieser CD seinem Kollegen Siegfried Jung, sich zu präsentieren. Begleitet wird Jung von „seinem“ Orchester, dem Orchester des Nationaltheaters Mannheim, in dem er seit 1999 beschäftigt ist.
Paesaggio – Landschaft – wurde als Titel dieser CD gewählt. Ein sehr treffender Begriff, denn als Zuhörer wird man wie auf einem abwechslungsreichen Spaziergang durch einen Reigen bunter, sehr unterschiedlicher Musik geführt. Vaughan Williams’ Konzert für Tuba und Orchester darf auf einer Referenz-CD nicht fehlen, schließlich ist die Auswahl an Sololiteratur nicht sehr groß. Umso spannender ist es, zwei Neukompositionen auf der CD zu finden. Zum einen das Divertimento für Tuba, Harfe und Orchester von Willi März, zum anderen Prayer von Andrea Csollány, ebenfalls für Tuba und Harfe, diesmal mit Streicherbegleitung.
Die ungewöhnliche Kombination der Soloinstrumente resultiert daraus, dass Siegfried Jungs Ehefrau Johanna Jung als Harfenistin tätig ist, sowohl solistisch als auch im Orchester der Hansestadt Lübeck. Willi März’ Komposition geht sehr in Richtung Filmmusik im Stil früher Hollywood-Produktionen, sehr unterhaltsam und kurzweilig. Csollánys Prayer ist ein nachdenkliches Stück, das durch die Satzanordnung lansam-schnell-langsam nicht auf Effekte setzt, sondern das Gesangliche in den Vordergrund stellt.
Passend zum CD-Titel ist Landscape von Torbjörn Iwan Lundquist auf dem Tonträger zu hören. In diesem 20-minütigen Werk für Tuba, Streichorchester und Klavier zeigt Jung besonders die lyrischen Facetten und Klangmöglichkeiten seines Instruments. Den Abschluss bildet ein Rumänischer Tanz von Ionel Dumitru in einem Arrangement von Willi März. Ein kurzes, pfiffiges Stück, das Jung auf den Leib geschneidert scheint.
Generell ist diese CD eine tolle Visitenkarte dieses hervorragenden Tubisten und natürlich auch von Johanna Jung. Das Orchester des Nationaltheaters Mannheim mit dem Dirigenten Walter Hilgers begleitet die Solisten sehr aufmerksam und einfühlsam, sehr differenziert im Klang.
Grafisch schön gestaltet ist das zweisprachige (deutsch, englisch), sehr textlastige Booklet. Anstatt den Charakter der Stücke zu beschreiben – was ich für überflüssig halte, da ich die Musik ja hören kann –, hätte ich mir etwas mehr Information zu den Komponisten gewünscht, vor allem zu den weniger bekannten. Dem Gesamteindruck der Produktion tut dies aber keinen Abbruch. Gerade für Fachpublikum ist diese CD durchaus hörenswert und sollte in keiner Sammlung von Tuba-Literatur fehlen.
Ulrich Haider