Miklós Rózsa

Ouverture to a Symphony Concert/ Hungarian Serenade/Tripartita

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ltg. Gregor Bühl

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Capriccio
erschienen in: das Orchester 2/2025 , Seite 74

Blickt man auf den Werktitel Hungarian Serenade, so lässt dieser spontan an eine musikgeschichtliche Entwicklung zurückdenken, die gut ein Jahrhundert vor der Entstehungszeit in der Mitte des 20. Jahrhunderts komponierten Werks liegt: die Entstehung der nationalen Schulen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts haben viele Komponisten im Zuge dieser Entwicklung folkloristische Anleihen verschiedener europäischer Nationen als identitätsstiftende Elemente in die Kunstmusik integriert und bewusst hervorgehoben. Trotz der zeitlichen ­Distanz lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Ungarische Serenade op. 25 des 1907 geborenen Komponisten Miklós Rózsa die für diese Musik typische folkloristische Färbung aufweist. Rózsa sah diese als integralen Bestandteil seiner Musiksprache an. Die Werkgenese bis zur finalen Gestalt war durchaus langwierig, wie das umfangreiche und interessant geschriebene Booklet verrät.
Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Gregor Bühl schafft es, das in seinen einzelnen Sätzen charakterlich sehr verschieden wirkende Werk ansprechend zu Gehör zu bringen. Da sind beispielsweise die kammermusikalisch anmutenden Phrasen, welche sich mit Tutti-Passagen abwechseln, wie sie etwa im „Marcia“ als erstem Satz zu hören sind. Der Umgang mit dieser kontrastreichen Faktur gelingt dem Klangkörper mühelos. Aber auch der volle Orchesterklang, wie er im letzten, mit „Danza“ überschriebenen, Satz direkt zu Beginn vorherrscht, beeindruckt mit einem transparenten und zugleich strahlenden Ton. Die hohe Präzision im Zusammenspiel der einzelnen Orchestermitglieder zeichnet sich speziell bei den dissonanten Klängen aus, da hierdurch der Werk- bzw. Satzzusammenhalt unterstützt wird.
Auch in der Ouvertüre zu einem Sinfoniekonzert op. 26a – wo in sehr durchsichtig gestalteten Passagen mitunter nur wenige Holzbläser zu hören sind und sich ein fließender Übergang zum vollen Tutti-Klang anschließt – beeindruckt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit der Vielseitigkeit des Klanges. Lyrische Kantilenen vermag das Orchester äußerst authentisch und klangschön zu vermitteln. Dies zeigt sich repräsentativ im Mittelsatz „Intermezzo arioso“ der Tripartita op. 33, wo das breite Spektrum an Orchesterklangfarben besonders deutlich hervortritt.
Das umfangreiche Booklet von Jens F. Laurson stellt sowohl den biografischen Werdegang des Komponisten Miklós Rózsa als auch die einzelnen Werke sehr detailreich und anschaulich dar. Jedes Werk wird dabei – was eher untypisch für ein bloßes CD-Booklet ist – in einem umfangreichen Kontext erläutert. Gerade bei unbekannteren Komponisten und Werken ist dies eine willkommene Ergänzung zu der CD, sodass ein interessanter Einblick in das Leben und Schaffen ermöglicht wird.
Bernd Wladika