Adolf Busch
Orchestral Works Vol. 1
Divertimento op. 30 für 13 Soloinstrumente/Schubert-Variationen op. 2/Mozart-Variationen op. 41/Capriccio op. 46/5 Lieder für Sopran und Kammerorchester op. 11b; Lisa Wittig (Sopran), BuschKollegium, Ltg. Ulrich Wagner
Die Brüder Fritz, Hermann und Adolf Busch sind Musiker-Legenden. Der älteste, Fritz, als Dirigent, die jüngeren, Hermann und Adolf, als Cellist und Geiger gelten bis heute als herausragende Künstlerpersönlichkeiten der 1930er bis 1950er Jahre – und alle drei bewiesen starkes politisches Rückgrat gegenüber dem deutschen NS-Staat. Fritz dirigierte im In- und Ausland und wurde seines Amtes enthoben, weil er sich weigerte, die Stelle eines verjagten jüdischen Kollegen zu übernehmen. Er ging nach England, schrieb Memoiren und gründete das Opern-Festival in Glyndebourne, wo er mit Mozarts Musik neue Maßstäbe setzte.
Adolf Busch reüssierte schnell als Violinist, wurde mit 21 Jahren Konzertmeister in Wien und erhielt sechs Jahre später eine Professur in Berlin. Auch er verließ Deutschland rasch und unterrichtete in Basel etwa Yehudi Menuhin. 1951 war er Mitbegründer des Marlboro-Festivals in den USA und leitete von 1913 bis 1952 das Busch-Quartett, in dem auch Bruder Hermann spielte. Dass Adolf Busch auch komponierte, wissen die wenigsten. Seine Werke – unter ihnen befinden sich auch Sinfonien und Solokonzerte – gerieten in Vergessenheit. Das Brüder-Busch-Archiv und das BuschKollegium Karlsruhe unter der Leitung von Ulrich Wagner wollen das mit einer CD-Reihe mit Kompositionen des legendären Geigers ändern.
Die für Volume 1 eingespielten Stücke stammen aus den Jahren 1909 bis 1931. Die Schubert-Variationen op. 2 (1909/10) für „kleines Orchester“ entwickeln einen großen Sound. Der 18-Jährige Komponist zeigt sich souverän im Umgang mit den Instrumenten, doch der Vergleich mit den Mozart-Variationen op. 41, die fast 20 Jahre später entstanden, offenbart die starke Entwicklung, die Adolf Busch danach nahm: Das spätere Werk klingt in der Instrumentation raffinierter und macht klanglich einem Richard Strauss alle Ehre.
Das Divertimento für 13 Solisten op. 30 zeigt einen weiteren Einfluss: Max Reger, den Busch persönlich kannte und dem er seine ersten Kompositionen zeigte. Das Werk von 1925 war einst recht beliebt, wurde wiederholt aufgeführt und auf Tonträger eingespielt. Es demonstriert sehr schön den Humor des Musikers und kann seine Nähe zu Igor Strawinsky nicht leugnen.
Die 5 Lieder nach Gedichten von Eichendorff, Keller und anderen schrieb Adolf Busch als Dank für das Engagement, das Lilli Lehmann dem Busch-Quartett entgegenbrachte: Die Sopranistin Lisa Wittig weiß die spätromantischen Lieder mit Einfühlung wiederzugeben, ebenso das Orchester unter Ulrich Wagners umsichtiger Leitung. Das Capriccio op. 46, das 1932 gedruckt wurde, war eines der populärsten Werke des Komponisten, der mit diesen neuen Einspielungen eine angemessene Würdigung erfährt.
Marie-Theres Justus-Roth