Werke von Händel, Mozart, Mendelssohn und anderen
Orchestral Essence & Roots
Wiener Posaunenquartett
Mit der neuen CD Orchestral Essence & Roots legt das Wiener Posaunenquartett seine nunmehr fünfte CD vor und macht schon mit den ersten Takten Musik klar, dass hier ein Ensemble musiziert, welches sich nicht nur seit langer Zeit in- und auswendig kennt, sondern auch größte Freude daran hat, Stücke bis ins kleinste Detail hin auszuarbeiten.
Die Werke auf Orchestral Essence & Roots sind klug und ansprechend gewählt: Der Hörer darf sich auf Auszüge aus Mozarts Requiem (Requiem aeternam und Kyrie), eine Auswahl von Tänzen aus Händels Wassermusik, den dritten Satz aus Brahms 3. Sinfonie, den ersten Satz aus Dvoráks 8. Sinfonie und ein Stück namens Alpenfantasie (einer gekürzten Fassung von Richard Strauss Alpensinfonie) freuen. Ferner erklingt Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre, die ein solch großer Hörgenuss ist, so farbig vielfältig und musikalisch ansprechend gestaltet, dass man ob der technischen Virtuosität von Otmar Gaiswinkler, Walter Voglmayr, Reinhard Hofbauer und Wolfgang Pfistermüller, allesamt Posaunisten der Wiener Symphoniker, nur noch staunen kann.
Händels Tänze aus der Wassermusik sind auf die heute angesagteste Art im barocken Stil gestaltet, und so kann man herrlich satten Posaunenklang auf modernen Instrumenten in allen Lagen genießen. Lyrische Passagen sowie Sprünge und Läufe in sämtlichen Lagen, die selbst im Probespiel anderen Instrumenten einiges abverlangen, erklingen hier von vier Posaunen so selbstverständlich, dass man die große Erfahrung dieser vier Ausnahmemusiker mit jedem Ton spürt. Dabei fällt es schwer, einen Leistungsträger und den Künstlern auszumachen, denn vom tiefen bis ins hohe Register glänzt jeder mit außergewöhnlich sauberer Intonation, Stilsicherheit, Klangfarbenvielfalt und großer dynamischer Bandbreite.
Den sechs Hauptwerken dieser Orchestral Essence & Roots ist jeweils ein Volkslied aus dem Umfeld des jeweiligen Komponisten vorangestellt. So wird Requiem aeternam und Kyrie aus dem Mozart-Requiem beispielsweise von einem herrlich schwungvollen, volkstümlichen Alt Wiener Tanz eingeleitet und vor der Straussschen Alpenfantasie lauscht der Hörer einer Weise aus Garmisch. Im Begleittext (auf Deutsch, Englisch und Japanisch) wird zwar den Beratern für die Volksmusik-Ideen gedankt und man erfährt Wissenswertes zur Intention der Stückauswahl, jedoch bleibt es bei leider einigen wenigen Sätzen, wo es doch über das Thema Volksmusik Kunstmusik sicher viel zu sagen gegeben hätte.
Aber wer mag angesichts des hier vorliegenden Hörerlebnisses überhaupt noch den Begleittext lesen? Die Musik, welche man ohne Frage als einen Kern der Orchesterliteratur bezeichnen kann, spricht für sich und kann sich darüber freuen, von diesem hochkarätigen Kammermusik-Ensemble auf CD aufgenommen worden zu sein. Bravo, Wiener Posaunenquartett!
Kristin Thielemann