Salvino A. Salvaggio
Orchestra Management in Practice
Discovering the Creative Industries
Orchestermanagement ist und bleibt eine komplexe Materie, da es sehr heterogene Tätigkeitsfelder umfasst, neben künstlerischer Planung und Organisation eben auch Aspekte von Betriebswirtschaft, Führung, Kommunikation, Marketing usw. Noch vor 15 Jahren gab es kaum Publikationen, die das gesamte Feld erfassten. Das hat sich zum Glück inzwischen deutlich verändert.
Die englischsprachige Neuerscheinung von Salvino A. Salvaggio verfolgt einen ebenso systemischen wie pragmatischen Ansatz und gibt damit einen wirklich umfassenden Überblick zum Orchestermanagement und seinen ganz aktuellen Herausforderungen. D. h., es wird ein globaler Ansatz verfolgt, sodass die Publikation als Handbuch konzipiert ist und für alle Orchesterbetriebe auf fünf Kontinenten einsetzbar ist.
Obwohl und gerade weil der Autor nicht selbst aus dem Orchestermanagement kommt, sondern eher aus der Unternehmensberatung, und derzeit in Katar arbeitet, eröffnet die Außenperspektive Blickwinkel, die bei Insidern häufig zu kurz kommen. Nach einer kurzen Einleitung beleuchtet der Autor die historische Entwicklung von Orchestern und in diesem Zusammenhang konkret das parallele Entstehen von Managementstrukturen. Die Kapitel 3 und 4 beschreiben die typischen Personal- und Organisationsstrukturen in Orchestern sowie die unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Breiten Raum, nämlich über 100 Seiten, nimmt die Darstellung der Fundamente des Orchestermanagements ein; hier geht es um künstlerische und strategische Planung, um Finanzierung, um das Einnahmen- und Ausgabenpuzzle, um Publikumsentwicklung, um Führungsstrukturen, Personalentwicklung, Konfliktmanagement und die Rolle der Gewerkschaften. Interessant ist der Vergleich der unterschiedlichen nationalen Finanzierungsmodelle, nicht nur im Unterschied zwischen den USA und Europa. Die Kapitel 6 und 7 befassen sich mit aktuellen Herausforderungen des Orchestermanagements (nach Corona), also zum Beispiel Resilienz, Changemanagement, Diversität und Nachhaltigkeit, sowie mit technischen und digitalen Innovationen. Dem kurzen Profil eines idealen Orchestermanagers folgt noch eine Zusammenfassung.
Besonders hervorzuheben sind die in jedem Kapitel enthaltenen Testfragen, mit denen man als Orchestermanager seine eigenen Strukturen sehr gut überprüfen und gegebenenfalls verändern kann. Zur besseren Lesbarkeit sind jedem Kapitel kurze Abstracts vorangestellt. Und ganz zum Schluss gibt es hervorragende Checklisten, die das Leben für jeden im Orchestermanagement einfacher machen. Insgesamt eine sehr überzeugende Publikation, die sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene im Orchestermanagement hervorragend geeignet ist. Unbedingte Leseempfehlung!
Gerald Mertens