Komische Oper Berlin (Hg.)
Oper Jung!
Musiktheater für Kinder zwischen Bühne und Bildung, 128 S., 19,95 Euro
Auf mehr als 15 Jahre Beschäftigung mit künstlerischen und pädagogischen Fragen zum Thema Oper und Konzerte für Kinder und Jugendliche blickt die Komische Oper Berlin nun zurück. Mit diesem Buch liegt eine Bestandsaufnahme der Arbeit am Haus vor, die – unterstützt von zahlreichen Farbfotografien – Einblicke in die Arbeitsweisen gibt und gleichzeitig Ideen für Pädagogen, Dramaturgen und Musiktheaterinteressierte unterbreitet.
Schon den sehr persönlichen Vorworten des designierten Intendanten Andreas Homoki, der 2004 viele Formate ins Leben rief, und von Barrie Kosky, der diese aufnahm und weiterentwickelte, merkt man an, welch große Bedeutung das Format Junge Oper für die Komische Oper hat. Bestärkt wird dieser Eindruck durch das gemeinsame Vorwort der Musiktheaterpädagogen, des Chefdramaturgen und des Referenten des Intendanten, die aktuelle Fragen aufwerfen und die Herausforderung der Suche nach den richtigen Formen und Methoden aufzeigen.
Dieses Kontinuum zwischen Beschreiben und Reflektieren setzt sich im ersten Kapitel „Kinderopern“ fort. Hier werden die 15 am Haus entstandenen Opern für Kinder in Besetzung, Handlung, Entstehungskontext und musikalischer Form beschrieben, es werden Besonderheiten der Inszenierungen aufgegriffen und – mit Hilfe von Pressestimmen – Wirkungen aufgezeigt. Abgeschlossen werden die Beschreibungen von einem persönlichen Statement einer jeweils an der Produktion beteiligten Person. Jedes Kapitel schließt mit einer thematisch passenden, wissenschaftlichen Position, die allgemeine Fragen des Musiktheaters für Kinder aufgreift. Im ersten Kapitel ist es Matthias Rebstock, der zum Thema „Kleine experimentelle Formate und ihre Besonderheiten“ befragt wird.
Das zweite Kapitel stellt die verschiedenen Formate von Kinderkonzerten vor, die seit 25 Jahren
an der Komischen Oper stattfinden. Exemplarisch für drei Phasen werden drei Formate ausführlich beschrieben. Anschließend findet sich eine Auflistung aller Kinderkonzerte und ein Interview mit Constanze Wimmer und Elena Ungeheuer über die Elemente eines gelungenen Formats.
Das dritte Kapitel widmet sich den Workshopformaten der Komischen Oper für Familien und Schulklassen und beschreibt anschaulich die hier angewandte Methode der Szenischen Interpretation. Abgeschlossen wird dieses Kapitel mit Überlegungen von Wolfgang Martin Stroh zum wechselseitigen Verhältnis von Oper und Schule.
Das letzte Kapitel stellt die seit 2005 durchgeführten partizipativen, interkulturellen Projekte dar und scheut nicht davor zurück, auf Schwierigkeiten und Überraschungen einzugehen und das Thema mit Bettina Brandl-Risi auch kontrovers zu betrachten.
Im Gesamten gibt das Buch nicht nur einen Überblick über die musiktheaterpädagogische Arbeit der Komischen Oper, sondern macht diese tatsächlich zugänglich und ist zugleich ein Plädoyer für die Oper, die Kinder wie Erwachsene begeistert.
Judith Philippa Franke


