Neil Gregor
OASE DER ZIVILISATION?
Wie Orchester und Konzertpublikum in Nazideutschland mitschuldig wurden
Von allen Legenden, die man sich nach 1945 in der Musikwelt erzählte, hielt sich eine besonders hartnäckig: die vom Sinfoniekonzert als Sphäre des Rückzugs vor der teuflischen Politik des Naziregimes. In einer Version dieser Geschichte wurde der Konzertsaal als Ort der Zivilisation und des Anstands dargestellt, in dem gebildete Deutsche ihre Kultiviertheit trotz der barbarischen Gewalt des Regimes bewahren konnten. In einer anderen Variante war der Konzertsaal ein Zufluchtsort angesichts des Kriegs, ein Ort, an den sich die Deutschen für einen Moment zurückziehen konnten, um ihre Sorgen und Nöte zu vergessen und in die zeitlose Schönheit der deutschen Hochkultur einzutauchen.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2025.