Werke von Edvard Grieg und Hjálmar Hegi Ragnarsson
Nordlicht
Margarita Höhenrieder, Antti Siirala (Klavier), Nordwestdeutsche Philharmonie, Ltg. Jonathon Heyward
Nahezu von Anfang ihrer Karriere als Pianistin an legte Margarita Höhenrieder Wert auf die Aufzeichnung wichtiger Konzerte, von Kammermusik Carl Maria von Webers 1985 bis zu der hier vorliegenden. Da sie in der Regel mit anderen selbst namhaft gewordenen Musiker:innen und Dirigent:innen zusammenarbeitete, lässt sich ihr Werdegang am Medium CD gut nachvollziehen.
Einige der Konstellationen in kammermusikalischen Engagements ergaben sich durch gemeinsame Lehrer oder andere Beziehungen. Der Kontakt mit dem isländischen Komponisten Hjálmar Helgi Ragnarsson kam durch eine langjährige Freundschaft mit der Pianistin Anna Ragnarsdottir zustande, die mit einem ihrer ersten Hochschullehrer, Ludwig Hoffmann in München, verheiratet war.
Bei der Auswahl eines geeigneten Repertoires verhielt sich Margarita Höhenrieder immer wieder eigenwillig und ideenfixiert. Dies wird in der Aufnahme des Stücks Stilla von Hjálmar Hegi Ragnarsson in dieser Aufnahme offenkundig. Eher zufällig scheint es, wenn die Künstlerin, die selten viele Worte machte und sich schon gar nicht zur werbewirksamen Pianistin stilisieren lässt, hier zum vierhändigen Spiel von Griegs Peer-Gynt-Suiten mit Antti Siirala zusammenfand.
Edvard Griegs von Anfang an erfolgreiches Klavierkonzert a-Moll entstand auf dessen Reise mit seiner Braut Nina Hagerup 1868 im dänischen Søllerød, zehn Jahre übrigens nach dem Erlebnis des Schumann-Konzerts. Was macht Höhenrieders Herangehensweise bei diesem Konzert, das durch dasjenige in derselben Tonart von Robert Schumann inspiriert war, zu etwas Besonderem? Die Nordwestdeutsche Kammerphilharmonie und der Dirigent Jonathon Heyward, derzeit Chef des Baltimore Symphony Orchestra, nehmen nach dem hereinblitzenden Pauken- und Bläserauftakt und der danach erfolgenden Kaskade des motivischen Materials erst einmal die Luft heraus; Sie assistieren der Solistin zwar farbenreich, aber zurückhaltend genug, um den Klavierpart nicht zu schmälern. Höhenrieder selbst setzt zwar an den richtigen Stellen dramatische Akzente, rollt aber das Thema eher in balladesker Form – und wo nötig, emotional-nachdrücklich – auf; schließlich liegt teils auch erzählende norwegische Volksliedkunst zugrunde. Die dynamischen Niveaus im Spiel sind klar gesetzt.
Um Jahre in die „erste“ Moderne des 20. Jahrhunderts hineinkatapultiert erscheinen bei Siirala und Höhenrieder einige der Sätze der Peer-Gynt-Suiten; sie lassen sich wohl kaum besser und unpathetischer nehmen als sie hier erklingen.
Hanns-Peter Mederer