Werke von Hahn, Fauré, Tschaikowsky, Schumann, Villa-Lobos u. a.

Nocturne

Aurélie Noll (Harfe), María Cristina Kier (Gesang), Yolena ­­Orea ­Sánchez (Violoncello), Marina Wiedmer (Flöte), Yi-Fang Huang (Violine), Olivier Carillier (Viola)

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Solo Musica
erschienen in: das Orchester 10/2024 , Seite 75

Die Schweizer Harfenistin Aurélie Noll hat mit dieser CD-Produktion unter dem zusammenfassenden Titel Nocturne eine interessante Zusammenstellung von fast ausschließlich romantischem Repertoire aufgenommen. Viele der eingespielten Werke sind Adaptionen für die Harfe mit anderen Instrumenten, einiges ist original für die jeweils benutzte Besetzung. Und ein Werk des Schweizer Komponisten Silvan Loher ist speziell für diese Produktion entstanden und passt sich in den Kontext der CD ausgezeichnet ein.
Wenn man die ganze CD durchhört, dann wirkt das Programm wie ein großer Blumenstrauß stark duftender Blumen – haben doch fast alle Werke eine sehr ähnliche Farbe, auch wenn es sich um so ganz verschiedenartige Komponisten wie Tschaikowsky, Manuel de Falla, Heitor Villa-Lobos oder Camille Saint-Saëns handelt.
All die eingespielten Werke haben eine große Tiefe und ausgeprägte romantische Charakteristik, die offensichtlich nicht das reflektierende intellektuelle Moment der Rezeption ansprechen sollen, sondern eher das seelische Mitschwingen in gefühlsbetonten Empfindungen. Insofern ist diese CD sehr meditativ und ermöglicht das Eintauchen in Stille und Entspannung.
Die rote Linie der Aufnahme ist die Harfe von Aurélie Noll, die ihr Ins­trument mit großer Sensibilität und einem schönen runden Klangempfinden beherrscht. Sie ist dabei immer äußerst aufmerksame Begleiterin der anderen Künstler. Leider hat sie auf das eine oder andere Harfensolo verzichtet – es hätte der Klang- und Werkvielfalt der Produktion gut getan. Großartig ist die intensiv romantische Expressivität der Cellistin Yolena Orea Sánchez. Leider ist die größere Besetzung wie in De Fallas Psyche nur ein Mal zu hören – vielleicht hätte sich da noch Anderes finden können. Das Zusammenspiel der Gruppe ist großartig.
Die Sopranistin María Cristina Kiehr ist an einem Großteil der CD beteiligt. Sie präsentiert mit schöner Stimme die verschiedenen Werke, dabei stellt sich aber leider eine eher einfarbige Klangdiktion heraus, die zwischen Non-vibrato und leichtem Vibrato changiert und gelegentlich mit Intona­tionsproblemen zu kämpfen hat.
Zwei kleine Anmerkungen zum Booklet: Es wäre schön, wenn man etwas mehr über die jeweils adaptierten Werke erfahren könnte. Und es ist vielleicht keine so gute Idee, so intensiv die Qualitäten der Mitwirkenden zu präsentieren – das sollte doch eher aus der Rezeption der CD entstehen. Aufnahmetechnisch ist die Produktion von besonders guter Qualität und wird insbesondere dem Klang der Harfe sehr gerecht.
Margit-Anna Süß