Nikolaus Harnoncourt

The Symphony Collection

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Warner Classics 69004-9, 5 CDs
erschienen in: das Orchester 04/2010 , Seite 74

Vieles ist derzeit von und über Nikolaus Harnoncourt zu sehen, zu hören und zu lesen, feierte der große Maestro doch im Dezember 2009 seinen 80. Geburtstag: Grund genug, vieles, was bereits an Aufnahmen veröffentlicht ist, in neuer Kombination auf den Markt zu bringen. Die Label Warner Classics, dem Teldecs und davor Telefunkens Aufnahmen gehören, und Gramophone haben eine Sinfonien-Anthologie mit klassischen und romantischen Kompositionen auf den Markt gebracht. Von 1987 bis 2000 spannt sich der Bogen mit Werken, die jeder kennt. Auf den fünf CDs umfasst diese Anthologie Werke von Joseph Haydn (Sinfonien Nr. 104 „London“ und Nr. 94 „Paukenschlag“), Wolfgang Amadeus Mozart („Jupiter“), Ludwig van Beethoven (Nr. 1 und Nr. 5), Franz Schubert („Unvollendete“), Felix Mendelssohn Bartholdy (Italienische), Robert Schumann (Nr. 4), Johannes Brahms (Nr. 3), Antonín Dvor?ák (Aus der Neuen Welt) und Anton Bruckner (Nr. 7).
All diese Werke hat man sicher oft gehört. Doch gerade in dieser „Best-of“-ähnlichen Kollektion zeigen sich einmal mehr die genialen Zü-ge Harnoncourts. Staunend entdeckt der Hörer tatsächlich Neues, Überraschendes, so noch nie Gehörtes. Zur Farbigkeit dieser Zusammenstellung gehört sicherlich, dass mehrere Orchester vertreten sind. Das Concertgebouw, das Chamber Orchestra of Europe, die Berliner und die Wiener Philharmoniker besitzen alle eine ganz eigene Tradition, die Harnoncourt aufs Beste positiv zu nutzen weiß. Gerade die unterschiedlichen Orchester und die Kombination aus Live- und Studioaufnahmen zeigen die facettenreiche Persönlichkeit Harnoncourts.
Das Booklet ist eher enttäuschend. Nebst drei griffigen Zitaten aus Harnoncourts Feder und einer Kurzbiografie ist in voller Länge ein Interview zwischen dem Chefredakteur des Musikmagazins der Gramophone James Jolly und dem Redakteur Rob Cowan über Harnoncourt abgedruckt (dreisprachig in englisch, französisch, deutsch).
Letztendlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit dieser Veröffentlichung kurz vor dem für die Industrie pekuniär liebsten aller Feste noch schnell eine Möglichkeit genutzt wurde, mit dem 80. Geburtstag Harnoncourts eine leicht verkäufliche Anthologie auf den Markt zu bringen. Der Profi hat sicherlich einige der versammelten Aufnahmen bereits im Schrank stehen. Der Laie kann sich aufgrund der musikalisch überwältigenden Qualitäten von Nikolaus Harnoncourt durchaus über diese Kollektion freuen.
Marie-Theres Justus-Roth