Ernst Toch/Wolfgang Fortner/Samuel Adler/Giselher Klebe
New Works for Cello solo
Friedemann Döling (Violoncello)
Friedemann Döling, seit 1990 Solocellist am Nationaltheater Mannheim, engagiert sich für kaum bekannte Werke und bringt Kompositionen zur Aufführung, die eine Verbindung zu seiner Wahlheimat haben. Auf der hier vorliegenden Einspielung sind Werke für Violoncello solo von Ernst Toch, Wolfgang Fortner, Samuel Adler und Giselher Klebe zu hören.
Ernst Tochs (1887-1964) dreisätziges Impromptu op. 90c eröffnet die CD. Es entstand 1963 zum 60. Geburtstag des bedeutenden Cellisten Gregor Piatigorsky. Der erste und dritte Satz sind durch langsame, ausdrucksstarke und kantable Melodiebögen geprägt, die den improvisatorischen Gestus eines Impromptus aufgreifen. Sie umrahmen einen schnellen und heiteren zweiten Satz. Dieses Allegretto grazioso könnte in der Interpretation spritziger und kontrastreicher gestaltet sein.Wolfgang Fortner (1907-1987) lehrte viele Jahre in Heidelberg, wo er 1932 auch die Suite für Violoncello solo komponierte. Sie gehört zu seinen frühen, tonalen Werken, in denen sich Fortner stilistisch und formal an musikalischen Traditionen orientiert. Die vier Sätze Introduzione, Danza, Canzone (Variazioni sopra una melodia antica del Trovatore francese) und Rondo bieten dem Cellisten die Möglichkeit, unterschiedliche musikalische Ausdrucksformen zu gestalten.Samuel Adler, 1928 in Mannheim geboren, emigrierte nach der Pogromnacht 1938 mit seiner Familie nach Amerika und ist dort bis heute als Komponist tätig. Zu seiner Sonate schreibt er: Die Sonate für Violoncello solo entstand im Dezember 1965, und ist dem herausragenden amerikanischen Cellisten Lynn Harrell gewidmet, der bereits als Jugendlicher Musiktheorie bei mir studierte. In den fünf Sätzen wechseln sich lyrische, majestätische, heitere und düstere sowie marsch-ähnliche und rhythmisch-pointierte Momente ab, die Friedemann Döling in seiner Interpretation geschickt und kontrastierend gegenübergestellt.Während Giselher Klebe (1925-2009) im Sommer 1974 an einem Stück für den Cellisten André Navarra arbeitete, wurden bei einem grausamen Bombenattentat in Bologna mehrere Menschen ermordet. Klebe schrieb dazu: Dieses [
] Attentat bewegte mich sehr und ließ Form und Gestalt der Violoncellokomposition entstehen. Entscheidend kristallisierten sich aus dem Namen Bologna die Töne b, g, a; sie zielen auf die [
] 6/8-Melodie des Andante cantabile hin und lassen dabei die in mehreren Schichten sich entwickelnde Zwölftonstruktur entstehen. Die Trauer zeigt sich auch in der Wahl des Titels Nenia, was übersetzt Klagegesang bedeutet. Klebes Komposition hinterlässt musikalisch und in der Interpretation von Friedemann Döling einen nachhaltigen Eindruck.
Anna Catharina Nimczik


