Werke von Arthur Honneger, Karl Pilß, George Enescu und anderen

New Standards

Simon Höfele (Trompete), Elisabeth Brauß (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Berlin Classics/BR Klassik 0301761BC
erschienen in: das Orchester 11/2021 , Seite 85

Echo-Preisträger Simon Höfele, geboren 1994 in Darmstadt, hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der gefragtesten Trompetensolisten seiner Generation entwickelt. Nachdem er die Konzerte von Johann Nepomuk Hummel, Josef Haydn, Alexander Arutjunjan sowie Quiet City von Aaron Copland mit Orchesterbegleitung auf seinem Tonträger Standards veröffentlicht hat, legt der Künstler nun Einspielungen mit Standardrepertoire des 20. Jahrhunderts vor. Begleitet wird er hierbei von der 1995 in Hannover geborenen Pianistin Elisabeth Brauß, ebenfalls, wie Höfele, BBC New Generation Artist. Auf der CD mit dem Titel New Standards finden sich neben der Intrada von Arthur Honegger Sonaten von Karl Pilß, Paul Hindemith und Jean Françaix, Légende von George Enescu sowie Arutjunjans Aria et Scherzo.
Das Booklet in Deutsch und Englisch bietet neben biografischen Daten der beiden Künstler ein sehr lesenswertes Interview zur Entstehungsgeschichte dieser Aufnahmen. Hier kommen die Hürden bei der Probenarbeit während des ersten Lockdowns der Corona-Krise ebenso zur Sprache wie musikalische Details zu den Werken und die persönliche Herangehensweise von Brauß und Höfele an neue Musikstücke.
Dass die beiden Musiker für diese Aufnahmen erstmals miteinander musizierten und gerade die junge Pianistin den Klavierpart vieler dieser Standardwerke für Trompete und Klavier erst noch erlernen musste, erstaunt: Sie verzaubert mit ihrem sicheren, facettenreichen Spiel und ist eine würdige Kammermusikpartnerin für Simon Höfele.
Mit vollem, orchestralen Klang und lupenreiner Artikulation legt der Solist Honeggers Intrada an. Mit seiner Aufnahme setzt Höfele Maßstäbe für dieses nicht einmal fünf Minuten dauernde Werk, welches auch gerne einmal auf Probespielen verlangt wird. Lebendig und voller Spielfreude fällt die Sonate des im Jahr 1902 in Wien geborenen Karl Pilß auf. Höfele verkauft die tänzerischen Phrasen mit traumhaft leichtem Spiel und wunderschön musikantischer Gestaltung, während Brauß insbesondere im Allegro agitato (aber nicht nur dort) zur Höchstform aufläuft.
In der Légende von George Enescu beweisen Höfele und Brauß ein gutes Gespür für melancholische Stimmungen. Bei der Sonate von Hindemith gelingt es dem Duo mit seinem perfekten Zusammenspiel und einer wohlstrukturierten Interpretation, dieses etwas spröde Werk zu einem echten Hörgenuss zu machen. Die Sonatine von Jean Françaix ist ein glanzvoller Höhepunkt des Tonträgers und auch hier sicher eine Aufnahme, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Die CD schließt mit dem heiteren Werk Aria et Scherzo von Alexander Arutjunjan, was für einen Solisten von Höfeles Format wohl keine große Herausforderung gewesen sein dürfte. Fantastische Aufnahmen, die in jedes gut sortierte CD-Regal gehören!
Kristin Thielemann