Lothar Graap

Neun festliche Intraden

für Blechbläser, Spielpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dohr
erschienen in: das Orchester 11/2020 , Seite 64

Intraden für Blechbläser gibt es viele, trotzdem kann man als Ensemble nie genug davon vorrätig haben. Wenn Gottesdienste, Festakte und andere Veranstaltungen zu umrahmen sind, ist es angenehm, nicht immer die gleichen Stücke anbieten zu müssen. Als ehemaliger Kirchenmusiker weiß Lothar Graap um diesen Umstand. Vermutlich hat er deswegen im stolzen Alter von 85 Jahren Neun festliche Intraden für Blechbläser komponiert.
Die Besetzung ist flexibel gestaltbar, die vorliegende Ausgabe ist als Spielpartitur für zwei bzw. drei Trompeten und zwei bzw. drei Posaunen konzipiert, allesamt in C-Notation. Die musikalische Sprache Lothar Graaps ist vielleicht am ehesten mit Paul Hindemith zu vergleichen, in jedem Fall an der Tradition der Musica sacra orientiert.
Jede der Intraden hat ihren eigenen Charakter, womit für alle Anlässe eine geeignete zu finden sein dürfte. Einige sind wie Präludien geschrieben, andere im eher leichten Dreivierteltakt, Intrada V als doppelchöriges Stück im Renaissance-Stil. Aufgrund dieser recht konventionellen Herangehensweise wird man bei einer Aufführung von Lothar Graaps Musik vermutlich selten Anstoß erregen. Dies ist nicht als Kritik zu verstehen, sondern als Empfehlung. Besonders wenn man den Zweck im Auge behält, für den diese Stücke geschrieben wurden, ist es durchaus legitim, sich im tonalen Spektrum zu bewegen.
Was übrigens nicht bedeutet, dass diese Werke nicht kunstvoll komponiert sind. Graap hat definitiv eine eigene Tonsprache. Es ist lediglich zu spüren, dass ihm wichtig ist, allgemein verständlich zu schreiben. Wirklich jeder Besucher eines Gottesdienstes oder Festaktes soll seine Musik genießen können.
Lothar Graap war sein ganzes Leben musikalisch aktiv und als Organist, Chorleiter und Lehrer tätig. Mehr als 700 kleinere oder größere Kompositionen hat er im Lauf seines Lebens veröffentlicht. Auch in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad wurde der Zweck nicht außer Acht gelassen. Jeder versierte Posaunen-chor dürfte in der Lage sein, Graaps Intraden mit normalem Probenaufwand aufzuführen und Freude daran zu haben. Gemäß ihrer Funktion als Eröffnungsstücke liegt die Dauer zwischen zwei und drei Minuten.
Das Material ist gut lesbar, muss zu Aufführungszwecken allerdings in mehrfacher Ausfertigung gekauft werden. Vielleicht wären Einzelstimmenauszüge als Ergänzung von Vorteil. Das grafische Konzept der Edition Dohr besteht bei allen ihren Ausgaben darin, wenige Takte der Partitur auf dem Umschlag zu präsentieren. Das ist etwas langweilig und auch wenig aussagekräftig. Vermutlich gäbe es hier bessere und ansprechendere Möglichkeiten. Hat man als Ensemble viele Noten im Schrank, ist es durchaus hilfreich, wenn optische Unterschiede dazu beitragen, Noten schnell zu finden.
Zu guter Letzt kann man Lothar Graap, der mittlerweile 87 Jahre alt ist, nur viel Gesundheit und ein langes Leben wünschen, damit er den zahlreichen bisher veröffentlichten Kompositionen noch viele weitere hinzufügen kann.
Ulrich Haider