Ulrich Haider
Neue Wege im Instrumentalunterricht
Lehr- und Prüfungsverfahren asiatischer Kampfsportarten in der Musi
Persönliche Erfahrungen spielen im Instrumentalunterricht eine dominante Rolle, besonders wenn es um didaktische und methodische Überlegungen geht. Dies ist eine Vorgehensweise, die auch noch in der heutigen Zeit, in der sich die Instrumentalpädagogik gerade zu etablieren und emanzipieren beginnt, Erfolg verspricht. Oft ist es auch nur auf diesem Weg möglich, auf aktuelle Gegebenheiten spontan zu reagieren und pädagogische Überlegungen und Notwendigkeiten zu erproben und möglicherweise auch grundlegend neu zu formulieren. Insofern ist dieses Buch mit seinem Anliegen als ein gelungener Versuch zu sehen, didaktisch-methodische Neuerungen auf der Grundlage einer angedeuteten instrumentalpädagogischen Begründung anzuregen.
Ausgangspunkt sind hierzu die Erfahrungen sowie fundierte und kritisch reflektierte Beobachtungen des Autors als Orchestermusiker (Münchner Philharmoniker), Instrumentallehrer (Horn) und ausübender Kampfsportler des koreanischen Taekwondo. Zwischen diesen, auf den ersten Blick sehr unterschiedlich scheinenden Tätigkeitsbereichen gibt es jedoch zahlreiche Berührungspunkte. Beispielsweise spielt die Art und Weise, wie mit Fehlern umgegangen wird, in jedem dieser Bereiche eine zentrale Rolle (s. hierzu auch Silke Kruse-Weber [Hg.]: Exzellenz durch differenzierten Umgang mit Fehlern. Kreative Potenziale beim Musizieren und Unterrichten, Schott, Mainz 2012), genauso, wie auch Prüfungen (Aufnahmeprüfungen, Wettbewerbe, Probespiele…) thematisiert und kritisch hinterfragt werden.
Hinter der gängigen Praxis im Bereich des professionellen Instrumentalspiels und des Instrumentalunterrichts im Allgemeinen verbergen sich Gewohnheiten, die vermeintlich der Steigerung der Leistungsbereitschaft bzw. -motivation dienen sollen. In diesem Zusammenhang kritisiert Haider die durchaus nachvollziehbare ausschließliche Orientierung an einer sozialen und nicht etwa (wie vor allem beim Taekwondo) an einer individuellen Bezugsnorm. Er stellt die Forderung nach einer Orientierung an persönlichen Entwicklungsschritten und hebt die besondere Bedeutung der individuellen Erfahrung (des Schülers) hervor.
Selbstverständlich sind dies keine neuen pädagogischen Erkenntnisse, doch werden sie hier in einem neuen Kontext dargestellt und überzeugend begründet. Dies gilt vor allem für die Vorschläge zu Probespielen für Orchesterstellen und Aufnahmeprüfungen an Hochschulen. Dahinter steht gleichzeitig auch ein instrumentalpädagogisches Prinzip, das die Ausbildung von zukünftigen Instrumentalpädagogen mitbestimmen könnte. Hierzu finden sich in dieser erfahrungsorientierten Publikation zwar noch keine Hinweise und wissenschaftlichen Begründungsversuche, doch darauf sind die hier für den Hornunterricht im Mittelpunkt stehenden methodisch-didaktischen „Basisübungen zum Spielen, Hören und kreativen Musizieren“ auch nicht angewiesen.
Romald Fischer