Manuel de Falla
Nächte in spanischen Gärten
Symphonische Impressionen für Klavier und Orchester, hg. von Ullrich Scheideler, Partitur
„Der wahre Grund, warum dieses Werk geschrieben wurde, ist kein anderer, als Orte, Stimmungen und Gefühle zu evozieren“, so der Komponist selbst im Programmheft der Uraufführung vom 9. April 1916, als er die Idee seines Werks mit dem vielsagenden Titel Nächte in spanischen Gärten zu charakterisieren versuchte. Der Weg dorthin war aber lang, wie Herausgeber Ullrich Scheideler im zweisprachigen Vorwort schreibt, der das vorliegende Werk neu herausgegeben hat. Es entstand in Zusammenarbeit der beiden Verlage Breitkopf & Härtel und G. Henle Verlag.
Manuel de Falla begann sein impressionistisches Stück 1909, nachdem er zwei Jahre zuvor aus seiner Heimatstadt Cádiz nach Paris übergesiedelt war. Er wollte dort mehr Aufmerksamkeit erlangen und sich von den damals bekanntesten Künstler wie Claude Debussy, Maurice Ravel und dem Landsmann Issac Albéniz inspirieren lassen. Lange Zeit blieb das Werk auch einfach nur liegen, weil de Falla unter anderem die relativ groß angelegte Besetzung, die Anzahl der Sätze, die inhaltliche Konzeption verändert und sich außerdem zwischendurch mit anderen Kompositionen beschäftigt hatte.
So dachte de Falla für die nächtlichen Impressionen beispielsweise zunächst an Städte und weniger an Gärten. Ausschlaggebend für die Gärten war wohl ein Buch mit dem Titel Jardins d’Espagna von Santiago Rusiñol, welches Abbildungen von 40 Bildern des Malers enthält, auf denen „in leuchtenden Farben“, so der Herausgeber weiter, „Eindrücke der unvergleichlichen Schönheit spanischer Gärten mit ihren Brunnen und Wegen, Blumen und Bäumen vermittelt werden, darunter auch von den Gärten der berühmten Alhambra“. De Falla wählte für die Ecksätze seiner Symphonischen Impressionen schließlich den Garten des Sommerpalastes Generalife („En el Generalife“) und die Gärten des Berglands von Córdoba („En los jardines de la Sierra de Córdoba“) aus.
Herausgeber Scheideler stand für sein Vorhaben bestes Material zur Verfügung: frühe Skizzen de Fallas; das in den Winterthurer Bibliotheken befindliche Partiturautograf; eine Abschrift unbekannter Hand mit autografen Eintragungen sowie die Erstausgabe sowohl der Partitur als auch der Stimmen von 1923. Und nicht zuletzt existiert noch die Erstausgabe der Klavierstimme und die Fassung für Solo-Klavier und Klavier zu vier Händen mit geringfügig verschiedenen Lesarten.
Ihre Beschreibung und die Genese des ihm zur Verfügung gestellten Materials mit seinen genauen Standorten hat Scheideler im Kritischen Bericht festgehalten. Auch die notwendigen Änderungen zu Dynamik oder Phrasierung und Unstimmigkeiten sind auf beinahe zweieinhalb Seiten dort notiert. Vom Format her fällt die Partitur mit dieser großen, mit zwei- bis vierfach besetzten Bläsern, geteilten Streichern, Schlagwerk, Harfe, Celesta in den wuseligen Tuttistellen zeitweise leider etwas klein aus, wenn auch der Druck dafür gestochen scharf und sonst sehr gut zu lesen ist.
Werner Bodendorff