Werke von György Ligeti, André Jolivet, Toshio Hosokawa und anderen

Mysteries

Simon Höfele (Trompete), Eriko Takezawa (Klavier), Kai Strobel (Perkussion)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 18499
erschienen in: das Orchester 10/2018 , Seite 76

Wolfgang Bauer, Markus Stockhausen, Reinhold Friedrich und Wolfgang Guggenberger: Zu den Preisträgern, die beim Deutschen Musikwettbewerb auf der Trompete überzeugen konnten, gehört seit 2016 auch Simon Höfele. Der 1994 im hessischen Groß-Umstadt geborene Musiker, der zudem Erfolge auf Wettbewerben wie u. a. dem Reinhold Friedrich International Trumpet Competition Lissabon, dem Concours Européen de Jeunes Trompettistes und dem Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb in Berlin feierte, hat für seine CD-Aufnahme bei Genuin ausschließlich Werke Neuer Musik oder zeitgenössischer Künstler ausgesucht. Die CD eröffnet György Ligetis Mysteris of the Macabre, bei dem Höfele deutlich macht, dass er den Vergleich mit der legendären Aufnahme von Håkan Hardenberger aus dem Jahr 1989 nicht zu scheuen braucht. Als Pianistin ist auf diesem Tonträger niemand Geringeres als Eriko Takezawa zu erleben. Mit grandiosem musikalischen und technischen Können, Experimentierfreude, Einfühlungsvermögen und nicht zuletzt großer Erfahrung im Trompetenrepertoire ist sie die beste Kammermusikpartnerin, die sich ein junger Solist wünschen kann.
Fast schon ein moderner Klassiker, aber selten mit allen Sätzen live zu erleben, ist André Jolivets Heptade aus dem Jahr 1971 für Trompete und Percussion. Hier lotet Höfele alle Extreme der Musik bravourös aus und schafft es meisterhaft, mit dem Perkussionisten Kai Strobel in musikalischen Dialog zu treten. Wellenhafte Dynamik und extreme Phrasierungen der beiden Musiker bewirken, dass beim Hörer ein beinahe dreidimensiona­les Klangerlebnis entsteht. Spannende Klangmalereien gelingen dem Duo Höfele-Takezawa beim neunminütigen Werk Im Nebel des japanischen Komponisten Toshio Hoso­kawa (*1955). Five Scenes: Wild, Nocturnal, Declamato, Nocturnal, Brilliant (1966) von Iain Hamilton sind selbst unter Kennern eher unbekannt, aber nicht weniger hörenswert. Hier gelingen dem Trompeter und der Pianistin einmal mehr eine wirkliche Glanzleistung. Die Zusammenstellung schließt mit zwei Kompositionen für Trompete solo: Dem 1994 entstandenen Paths von Tōru Takemitsu und Exposed Throat des Österreichers HK Gruber aus dem Jahr 2000.
Das Booklet (englisch und deutsch) enthält neben biografischen Informationen über die Künstler ein Interview mit Höfele, in dem er die Gründe für seine Affinität zur zeitgenössischen Musik darlegt. Mit direkten, manchmal augenzwinkernden, aber immer sehr reflektierten Antworten macht der Künstler Lust darauf, sich auf diese nicht immer ganz einfachen Stücke einzulassen und in diese Art Musik einzutauchen. So zeigt sich auch bei dieser Koproduktion von Deutschlandfunk Kultur und dem Deutschen Musikrat, wie wichtig es ist, junge Musiker nicht nur ideell, sondern vor allem auch finanziell zu fördern.
Spätestens mit dem Tonträger Mysteries stellt Simon Höfele klar, dass er als Trompeten-Solist auch auf internationalem Parkett jemand sein wird, dessen Name man sich unbedingt merken sollte!
Kristin Thielemann