Knaus, Kordula /Andrea Zedler (Hg.)

Musikwissenschaft studieren

Arbeitstechnische und methodische Grundlagen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Herbert Utz, München 2012
erschienen in: das Orchester 11/2012 , Seite 74

Im Zuge starker Wandlungen der Berufsbilder und -felder, die sich in den vergangenen Jahren gerade auch für angehende Wissenschaftler ergeben haben, sind Informationen hierzu für Abiturienten durchaus hilfreich, damit sie von vornherein keine absolut falschen Vorstellungen von dem entwickeln, was sie im Verlauf ihres Studiums und vor allem danach erwartet. Der vorliegende Sammelband versucht anhand von Beiträgen diverser Autoren dieses Bild möglichst konkret zu umreißen, aber auch die sehr weit gestreuten Möglichkeiten aufzuzeigen, die ein solches Studium eröffnen kann, vor allem wenn es nicht zu einseitig betrieben wird.
Dies wird in den zumeist knapp gehaltenen Beiträgen von in sehr unterschiedlichen Positionen tätigen Musikwissenschaftlern deutlich, die im letzten Achtel dieses Buches von ihrem persönlichen Werdegang und ihren Arbeitsbereichen berichten. Gerade durch die Vielfalt von Meinungen und Erfahrungen, die hier mitgeteilt werden, dürfte dieser Abschnitt besonders dazu angetan sein, dem angehenden Studenten Einsicht darüber zu vermitteln, ob ihm ein solches Studium überhaupt zusagen könnte. Weit größeren Raum nehmen indes die “Grundlagen” ein, worunter man ganz praktische Hinweise zur Erstellung von Referaten, Hausarbeiten und schließlich auch Examensarbeiten (Bachelor, Master) zu verstehen hat, wobei auch konkrete, praktische “Aufgaben” formuliert werden. Besonders wertvoll erscheint hierbei wohl die Auflistung bestimmter Recherche-Hilfsmittel, zumal diejenigen elektronischer Art, die in den vergangenen Jahren ja in großem Umfang zugenommen haben. Nach diesem ersten Drittel des Bandes werden die drei Forschungsfelder “Historische” und “Systematische” Musikwissenschaft sowie Ethnomusikologie, in welche sich das Fach aufgespalten hat, ausführlich erklärt sowie die jeweils dort angewandten Arbeitsmethoden im Detail vorgestellt, wobei die gegenseitige Berührung und Durchdringung, die sich gerade in jüngster Zeit wieder ergeben hat, nicht verschwiegen, sondern dankenswerterweise ausdrücklich hervorgehoben wird.
Im Gegensatz zum jedem Anfänger verständlichen Anfangsteil sind die diesen drei Abschnitten voran gestellten “Standortbestimmungen” von ihren jeweiligen Autoren auf wissenschaftstheoretischer Ebene recht anspruchsvoll formuliert und somit nicht jedem jungen Leser ohne Weiteres zugänglich, wodurch sich insgesamt ein durchaus ungleiches Niveau der Texte ergibt, wie es sich allerdings in derlei Sammelpublikationen nur zu leicht einstellt. Dennoch kann man diesen Band den möglichen Studien-Anfängern des Faches wärmstens empfehlen, sei es zur Anregung, es zu beginnen, oder auch, es lieber bleiben zu lassen.
Gunter Duvenbeck