Alexander Endreß/Hubert Wandjo (Hg.)
Musikwirtschaft im Zeitalter der Digitalisierung
Handbuch für Wissenschaft und Praxis
Ein Handbuch, welches gleichermaßen für Wissenschaft und Praxis geeignet ist? Ein hoher Anspruch, zumal in der Musikwirtschaft, welche durch die Digitalisierung in wenigen Jahren völlig umgekrempelt wurde. Um es vorwegzunehmen: Den Herausgebern ist gemeinsam mit zahlreichen versierten Fachautoren ein beachtlicher Wurf gelungen. Praxisbezug und wissenschaftlicher Anspruch wurden gut ausbalanciert.
Inhaltlich werden zwei große Abschnitte gebildet: Im ersten Teil geht es um den Makrostrukturwandel, um die Transformation des Musikmarktes und seiner Rahmenbedingungen. Der zweite Abschnitt befasst sich mit den Mikrostrukturen, also den Einzelheiten eines modernen operativen Musikmanagements. Stichworte der Makroperspektive sind u. a. die Veränderungen des Tonträgermarktes, der Strukturwandel in der Branche und Veränderungen der Wertschöpfungsketten. Aber auch Fragen von Aus- und Weiterbildung, öffentlicher Förderung und politischer Interessenvertretung werden thematisiert, bis hin zu stark veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen und Aspekten der digitalen Popkultur.
Auch die Erlösmodelle haben sich massiv verändert, mit unterschiedlichen Konsequenzen für Labels, Produzenten, Veranstalter und Künstler. Die Fragen angemessener Abgeltung digitaler Musiknutzungen durch Labels und Streaming-Plattformen sowie faire Geschäftsmodelle hierfür dürften die Beteiligten noch einige Zeit in Atem halten.
Im zweiten Abschnitt geht es zudem in die Tiefen der Praxis, u. a. um die Veränderung der Musikproduktion durch digitale Aufzeichnung, Klangeffekte, Synthesizer und Sampling, um Streaming, die Digitalisierung der Musikverlage, Verwertungsgesellschaften und Rechtemanagement bis hin zur Musikvermarktung und Promotion. Besonders spannend sind die Einblicke in Big-Data-Analysen zur Optimierung des Musikvermarktungsprozesses, Überlegungen zu Influencer Marketing sowie zu kuratierten Musikangeboten. In vielen Kapiteln staunt man darüber, wie weit sich die Rock- und Pop-Branche durch die Digitalisierung in ihren Binnenstrukturen inzwischen etwa vom Klassikbereich entfernt hat. Am Ende jedes Fachbeitrags findet man ein ausführliches Literaturverzeich-nis und am Schluss des Buches ein Autoren-, Sach- und Namensregister.
Das Buch richtet sich in erster Linie an den kommerziellen Musik-betrieb, an Mitarbeitende in Labels, Musikproduktionen, Agenturen und Musikverlagen, an Künstler aus dem Rock-, Pop- und Jazz-Sektor sowie an Unterrichtende dieser Branchen. Aber auch diejenigen, die eher weniger im kommerziellen Musikgeschäft unterwegs sind, werden in einzelnen Kapiteln (vor allem: Digitale Musikvermarktung, Marketing- und Promotionkampagnen) wertvolle Erkenntnisse gewinnen können.
Gerald Mertens