Syré, Ludger (Hg.)

Musiksammlungen in den Regionalbibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Klostermann, Frankfurt am Main 2015
erschienen in: das Orchester 09/2015 , Seite 71

Den etwa vierzig Musiksammlungen, die derzeit zwischen Bremen und Zwickau, Schwerin und Freiburg zur „Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz gehören, gilt der vorliegende, reich ausgestattete Band. Zu Recht weist Ludger Syré als Herausgeber darauf hin, die hier aufbewahrten und gepflegten Bestände an alten Handschriften, Musikdrucken und – oft besonders ergiebig – an Musikernachlässen stellten gleichsam den regionalen Unterbau für übergeordnete Forschungsprojekte dar; gerade das regionale Detail bereichere die Zusammenschau im Großen oft entscheidend.
Stellvertretend für die insgesamt 27 Einzelporträts der regionalen Musiksammlungen seien hier einige präsentiert. So stellt Susanne Hein die „Amerika-Gedenkbibliothek“ vor, ein Geschenk der Vereinigten Staaten an die Berliner Bevölkerung zu Zeiten der geteilten Stadt. Die Sammlung konzentriert sich vor allem auf Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und macht dem musikpraktisch ausgerichteten Benutzer reiches Notenmaterial, etwa für Bigbands, zugänglich. Thomas Elsmann widmet sich „Aspekten Bremischen Musiklebens“ und beschreibt als einen Schwerpunkt der Musiksammlung – heute platziert unter dem Dach der Staats- und Universitätsbibliothek – historische Gesangbücher in ihrem reichen musikalischen, religiösen und pädagogischen Kontext. Brigitte Knödler-Kagoshima hebt die lange Tradition der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe gerade bei der Sammlung musikalischer Handschriften hervor und verweist auf einen besonders auffallenden Bestand an Werken französischer Komponisten. Sowohl bei Drucken wie Handschriften sind Meister vertreten wie Jean-Baptiste Lully oder der nach Frankreich ausgewanderte Komponist und Klavierbauer Ignaz Pleyel.
Von betont stadthistorischem Zuschnitt ist schließlich Christine Sauers Beitrag „Dokumente zur lokalen Musikgeschichte in den Beständen der Stadtbibliothek Nürnberg“. Zwar reichen musikhistorische Dokumente weit in die Geschichte der alten Reichsstadt zurück, doch setzt die Autorin einen besonders aufschlussreichen Schwerpunkt bei der Dokumentation „Moderner Vor- und Nachlässe“. Typisch für Letztere scheint die enge Verbindung mit dem Spender,  gegebenenfalls seiner Familie, die es einer Bibliothek im Einzelfall durchaus nicht leicht macht, das übergebene Material zu gewichten; hier ist Fingerspitzengefühl angesagt.
Die weiteren, stets lesenswerten Beiträge des Bandes stammen von Jens Ahlers, Thomas Aigner, Ute Becker, Karl-Ferdinand Besselmann, Armin Brinzing, Martin Czernin, Elisabeth Diederichs, Joachim Eberhardt, Karl Wilhem Geck, Silja Geisler, Cédric Güggi, Gregor Hermann, Sven Limbeck, Jürgen Neubacher, Joachim Ott, Brigitte Pfeil, Silvia Pfister, Andreas Roloff, Burkhard Rosenberger, Susanne Schilling, Arndt Schnoor, Katharina Steinbeck, Katharina Talkner und Silvia Uhlemann.
Albrecht Goebel