Bamert, Felix (Hg.)
Musikmanagement
Der Leitfaden für die Praxis
Das vorliegende Buch, das sich selbst als Der (nicht: Ein) Leitfaden für die Praxis des Musikmanagements tituliert, eine Sammlung von Aufsätzen, ist federführend von der Hochschule der Künste in Bern initiiert worden. Die über zwanzig Autoren stellen in knappen Beiträgen die zentralen Inhalte ihres Spezialgebiets dar. Das Buch ist in drei große Abschnitte unterteilt. Es kommen zunächst viele Aspekte des Selbstmanagements zur Sprache. Der Untertitel dazu lautet: Personale Kompetenz im künstlerischen Kontext. Es geht aber weniger um den Kontext als um die Person und deren Kompetenz. Die übersichtsartigen Einführungen zu den Themen wie Visionen, Kreativitätsförderung, Stress-, Energie und Ressourcenmanagement, Kommunikation, Präsentation und Vernetzung (neuhochdeutsch Networking) sind übersichtlich und allgemein gehalten und auch nicht übertrieben theorielastig. Aber sie erinnern mit ihren praktisch aufgemachten Schaubildern und Grafiken an die Ratgeber aus der Abteilung Lebenshilfe, die heute so sehr verbreitet sind. Da ist z.B. zu lesen, dass man gesund sein soll (Schlaf und Bewegung an der frischen Luft). Inhaltlich verstört einmal mehr an diesen Theorien des Selbstmanagements, dass unkritische Leser vermutlich denken könnten, sie müssten sich nur ordentlich selbst managen, dann wären sie schon gute (Kultur-)Manager. Führt die konsequente Anwendung von Coaching-Regeln wirklich zum Erfolg im Kulturmanagement?
Mit Gewinn sind die Aufsätze über die Vertragsgestaltung, Urheber- und Verwertungsrecht zu lesen. Auch der Artikel über Usancen bei Agenturen, Konzertdirektionen oder Künstlersekretariaten bietet einen kurzen und gleichwohl fundierten Überblick. Für einen ersten Einstieg ins Thema geeignet sind die Aufsätze über Kommunikation und Mitarbeiterführung, so wie auch die Beiträge zum Sponsoring und Fundraising. Aber da sowohl in den verständlich geschriebenen Kapiteln über die juristische Besonderheiten als auch in den Kapiteln über Sponsoring und Stiftungen viel von der Schweiz die Rede ist, dürfte die Aufsatzsammlung vor allem für eine schweizerische Leserschaft von Gewinn sein.
Die Beiträge zum Leadership mit dem Untertitel Führung in Musikschulen und anderen Musikinstitutionen geben auch einen Einblick zu Themen wie Change Management, Personalmangement und Finanzmangement. Schließlich sind dem Konzept- und Projektdesign (Konzeption, Realisierung und Kommunikation von musikalischen und interdisziplinären Projekten) acht Abschnitte gewidmet. Hier kommen auch der Umgang mit Kulturpolitik, Sponsoring und Fundraising zur Sprache.
Ein recht allgemein gehaltenes Vorwort nennt als besonderen Benefit einen Download-Bereich. Zu diesem erhält man mit einem im Buch genannten Passwort Zugang. Anstatt in den Downloads wirklich auf weiterführende Literatur zu treffen, gelangt man auf die Homepage der jeweiligen Autoren. Und vor allem bei den Texten über das Selbstmanagement verbergen sich dahinter zumeist Dienstleister, deren Dienstleistungen eher zum Beratungsmarkt gehören als wissenschaftlich sind.
Gernot Wojnarowicz


