Hartmut Krones/Reinhold Kubik (Hg.)

Musikinstrumente und Musizierpraxis zur Zeit Gustav Mahlers 2

Wiener Schriften zur Stilkunde und Aufführungspraxis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Böhlau
erschienen in: das Orchester 07-08/2021 , Seite 65

18 verschiedene Beiträge von 14 Autoren behandelten im jüngst erschienenen Band der Reihe „Wiener Schriften zur Stilkunde und Aufführungspraxis“ das riesige Themenfeld der Musizierpraxis und die Musikinstrumente zur Zeit Gustav Mahlers. Bereits 2005 hatte in Wien hierzu das erste große Symposium stattgefunden, dessen Ergebnisse zwei Jahre später in einem ersten Sammelband publiziert wurden. Aufgrund besagter Fülle und Komplexität damaliger Aufführungspraxis, der bislang wenig erhellten Orchesterverhältnisse, des Instrumentariums und der Spieltechniken fand im Jahr 2010 zeitgleich mit den Feiern zu Mahlers 150. Geburtstag ein zweites Symposium statt. Und jetzt, nach mehr als zehn Jahren, erschien als Ergebnis nun dieser zweite Band.
Während der erste sich mit den Orchesterverhältnissen beispielsweise im damaligen Laibach (Ljubljana), in Leipzig, London und New York beschäftigt, ferner die Holzblasinstrumente im Hofoperntheater und deren klangliche Resultate beleuchtet, richtet der zweite Band den Blick auf „spezielle Fragen der Aufführungspraxis“ (Beiträge von Beatrix Darmstädter und Mitherausgeber Hartmut Krones) und auf Mahlers Bemühungen um die Ausstattung des Hofopernorchesters mit hochwertigen und werkadäquaten Instrumenten. Ein anderes Kapitel behandelt die bis heute währende Problematik der „richtigen Orchesteraufstellung im Konzert zur Zeit Mahlers“ (Benjamin-Gunnar Cohrs).
Schließlich werden in weiterer Ergänzung „Bauweisen und spieltechnische Möglichkeiten des Instrumentariums“ vorgestellt. Dabei stehen zum einen „Gustav Mahler und der Wiener Klangstil heute“ (Gregor Widholm), „125 Jahre Wandel der Streichinstrumente“ sowie die „Klangkultur der Streicher“ (Rudolf Hopfner) im Vordergrund. Zum anderen werden das tiefe Blechblasinstrumentarium wie Posaune und Tuba und ihre jeweilige Musizierpraxis (Beiträge von Gerhard Zechmeister) untersucht. Nicht zuletzt analysiert Matthias Bertsch „Die Wiener Pauke und das Schlagwerk in Wien“.
Ein knappes Viertel des mit zahlreichen Bildern, Quellen, Diagrammen und Notenbeispielen anschaulich gestalteten und lesenswerten Buchs gehört der Musikkritik: „Mahler im Lichte der Laibacher“ (Primož Kuret) und „der zeitgenössischen Wiener Presse“ (Erich Wolfgang Partsch). Während Meike Wilfing-Albrecht die wechselseitige Beeinflussung „zwischen Künstler und Kritiker am Beispiel von Eduard Hanslick und Gustav Mahler“ eingehend untersucht, richtet Inna A. Barsowa ihren Fokus auf die Reaktionen während Mahlers Gastspielen in Moskau und St. Petersburg sowie auf dessen „Symphonien in Russland“.
Nach dem Beitrag „Mahler und Schönberg. Ein Heiliger und ein Moses“ von Rainer Bischof, in welchem er der „Heiligsprechung“ Mahlers durch Schönberg nachgeht, schließt der Band mit dem Symposiumsprogramm und der Würdigung der Autoren.
Werner Bodendorff