Arbeitsgemeinschaft Musikermuseen in Deutschland (Hg.)
Musikermuseen in Deutschland
Den Noten auf der Spur. Bach, Beethoven, Brahms, Grieg, Hasse, Händel, Liszt, Mahler, Mendelssohn Bartholdy, Mozart, Orff, Schumann, Strauss, Wagner und weitere große Komponisten
Bestimmte Orte wird wohl jeder Musikkenner mit Berühmtheiten der Musikgeschichte assoziieren, weil sie für ihn einfach zusammengehören: Eisenach Johann Sebastian Bach, Weimar Franz Liszt, Bayreuth Richard Wagner oder Garmisch-Partenkirchen Richard Strauss. Dass dort deren Wohnhäuser noch stehen, in denen sich heute besuchenswerte Gedenkstätten befinden, dürfte allgemein ebenso bekannt sein. Vermutlich werden beispielsweise Bad Köstritz, Zwickau oder Meiningen solche Bezüge gleichfalls hervorrufen, doch wird man dann eher unsicher sein, wie ausgeprägt die museale Erinnerungskultur an Heinrich Schütz, Robert Schumann und Max Reger dort tatsächlich ist.
Der vorliegende Reiseführer informiert nun nicht nur über die Gegebenheiten der genannten Orte, sondern macht den Leser beim Schmökern auch noch auf andere potenzielle Ausflugsziele aufmerksam, von deren Existenz man bisher gar nichts wusste. Wer zum Beispiel zufällig durch Dießen am Ammersee, Großrückerswalde, Löbejun oder Rain fährt, der wird sofern er nicht zufällig ein Spezialist ist nämlich kaum vermuten, hier auf Ausstellungen über Carl Orff, die Brüder Rudolf und Erhard Mauersberger, Carl Löwe und die drei Lachner-Brüder (Franz, Ignaz und Vinzenz) zu stoßen. Darüber hinaus wurde erfreulicherweise mit Friedrich Silcher auch ein von der akademischen Musikwissenschaft zu wenig geachteter Künstler berücksichtigt, dessen Breitenwirkung im Rahmen der Chorkultur unbestreitbar ist (in seinem Geburtshaus in Weinstadt, Ortsteil Schnait, befindet sich das Sängermuseum).
Auf der anderen Seite finden sich noch Komponisten, die sich zwar auch in Deutschland aufgehalten hatten, üblicherweise aber zuerst in Zusammenhang mit ihren Heimatländern wahrgenommen werden: So erinnert in Augsburg das Mozart-Haus an den zweiwöchigen Aufenthalt des Wunderkinds im Jahr 1777, wobei man immerhin das Geburtshaus seines Vaters nutzen kann und natürlich auch des Letzteren gedenkt; Leipzig kann mit einer Grieg-Begegnungsstätte im ehemaligen Gebäude des Peters-Verlags aufwarten (Edvard studierte vier Jahre am hiesigen Konservatorium); und Hamburg leistet sich ein Gustav Mahler-Museum (dieser war von 1891 bis 1897 Erster Kapellmeister am dortigen Stadttheater), das sich in seinem damaligen Wohnhaus befindet.
Bei allem Respekt für die bedeutende Musikgeschichte der Hansestadt registriert man übrigens etwas erstaunt, dass hier mit insgesamt sieben die meisten Gedenkorte verzeichnet sind, während es andere Musikmetropolen wie Dresden oder Leipzig nur auf einen bzw. zwei Einträge bringen und München oder Berlin sogar fehlen. Doch der Herausgeber hat natürlich nur seine Institutionen vorgestellt, und das ist legitim. Die überschaubaren, aber ergiebigen Erläuterungen richten sich an den Touristen, sind gut zu lesen und machen Appetit (nicht zuletzt wegen der Hotel- und Gaststättenempfehlungen). Anschriften und die Adressen der Homepages sowie die reiche Bebilderung runden die ansprechende Publikation ab.
Georg Günther