Spahn, Claudia

Musikergesundheit in der Praxis

Grundlagen, Prävention, Übungen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Henschel, Leipzig 2015
erschienen in: das Orchester 03/2016 , Seite 64

Welche Faktoren begünstigen die Gesundheit von Musikern? Wie verhindert man Überlastungsschäden durch Musizieren? Die Gesundheit von Musikern ist heute zum Glück kein Tabuthema mehr, und gesundheitsbewusstes Denken und Verhalten wird in der Berufspraxis wie in der Ausbildung vermehrt gefördert. Hilfreich sind hierbei Publikationen, die in komprimierter Form für Musiker relevantes Wissen über den Körper und seine Gesunderhaltung bereitstellen und eine vertiefte Beschäftigung mit einzelnen Gebieten ermöglichen.
Auch die vorliegende Neuveröffentlichung soll grundlegendes Wissen über die Musikergesundheit zugänglich machen und „Musikern interessante Anregungen und Hilfestellungen für die musikalische Praxis geben“, so im Vorwort zu lesen. Unter der Mitarbeit von Bernhard Richter und Alexandra Türk-Espitalier hat Claudia Spahn, Professorin für Musikermedizin und Leiterin des Freiburger Instituts für Musikermedizin, ein umfangreiches Handbuch verfasst, das Basiswissen und praktische Übungen zur Gesundheitsförderung und Prävention enthält. Was unterscheidet dieses Buch von anderen, thematisch ähnlichen Publikationen?
Im Zentrum des ersten Teils stehen nicht nur körperliche, sondern auch ausgewählte psychologische Grundlagen des Musizierens sowie körperliche und psychische Veränderungen in der Lebenszeitperspektive.
Der umfangreiche zweite Teil beschäftigt sich mit Prävention und Gesundheitsförderung. Erkenntnisse aus den Gesundheitswissenschaften werden nach Lebensalter, Berufsfeldern und Instrumenten gegliedert dargestellt und gesundheitsförderliche Einstellungen bzw. Maßnahmen für den Einzelnen abgeleitet. Der dritte, kürzeste Teil besteht aus einer Sammlung von Übungen rund um die Themenfelder körperliche Fitness, Aufwärmen vor dem Spielen, Abschalten und Erholen, spezifische Anforderungen, Übungen zu zweit oder in der Gruppe. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein Sachregister beschließen den Band.
Das Buch ist übersichtlich aufgebaut und anschaulich gestaltet durch zahlreiche Abbildungen und Tabellen. Bis auf das sechste Kapitel des zweiten Teils, in dem in knapper Form instrumentenspezifische Informationen und Übungen für einzelne Instrumentengruppen dargelegt werden, sind die Inhalte zumeist relativ allgemein gehalten. Im Blick auf die Praxis überzeugt die Gesamtkonzeption nur bedingt: Ein allgemeiner Grundlagenband und detailliertere instrumentenspezifische Zusatzbände wären aus meiner Sicht sinnvoller gewesen. Eine solche Konzeption hätte es zum Beispiel auch ermöglicht, Ausführungen zu Instrumenten für Kinder oder zu ergonomischen Weiterentwicklungen von Instrumenten zu integrieren. Wer sich einen Überblick über verschiedene Themenfelder rund um die Musikergesundheit verschaffen und vielfältige gesundheitsbezogene Anregungen erhalten möchte, wird von diesem Band dennoch sehr profitieren können.
Andrea Welte