Anita Rennert (Hg.)

Musik ist für immer

Die Geschichte des Julius-Stern-Institutes

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Universität der Künste, Berlin 2020
erschienen in: das Orchester 09/2021 , Seite 75

Unglaublich viel verdankt die Stadt Berlin dem Musikpädagogen, Komponisten jüdischen Glaubens, Geiger und – heute würde man ihn so nennen – Kulturmanager Julius Stern. Er prägte wesentlich die Berliner Kulturlandschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Gründung des „Stern’schen Gesangvereins“ und des „Stern’schen Orchestervereins“.
Das 1850 als Privatunternehmen ins Leben gerufene „Stern’sche Konservatorium“ besaß schon bald einen internationalen Rang als führende Ausbildungsstelle für Musikberufe. Im Jahr 1966 ist daraus das Julius-Stern-Institut hervorgegangen. Seitdem ist diese Institution Teil der Fakultät Musik der Universität der Künste und genießt in der musikalischen Nachwuchsförderung ein europaweites Renommee.
Der 200. Geburtstag von Julius Stern und der 170. Jahrestag der Gründung des Stern’schen Konservatoriums veranlassten die heutige Leiterin des Julius-Stern-Instituts, Anita Rennert, gemeinsam mit ihrem Team die vielseitig gestaltete Publikation Musik ist für immer. Die Geschichte des Julius-Stern-Institutes herauszugeben.
Wie umfangreich und komplex allein schon die Recherche gewesen sein muss, lässt sich nach dem ersten Durchblättern nur erahnen. Stets aufs Neue liest man sich bei der flüchtigen Durchsicht fest an detailgenau präsentierten Lebensgeschichten, musikgeschichtlichen Dokumenten und faszinierenden Anekdoten. Viele bedeutende Namen fallen direkt ins Auge: Hans von Bülow, Arnold Schönberg, Wilma Neruda oder Margarethe Siems waren dort Lehrende, Herbert von Karajan gab Meisterkurse, und später weltbekannte Künstler wie Friedrich Holländer (Revue- und Filmkomponist), Ari Leschnikoff (Comedian Harmonists), Claudio Arrau (Pianist) oder der Dirigent Otto Klemperer erhielten an diesem Institut ihre erste Ausbildung.
Auch die unterschiedliche Leserschaft hat das Autoren-Team gut bedacht: Das Buch ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet, erinnert in der Aufmachung des Öfteren an ein analoges Fotoalbum aus uralter Zeit, welches gekreuzt wurde mit Hochglanzformaten, die die Bedeutung des Julius-Stern-Institutes für die Nachwuchspflege in der Musikwelt unterstreichen. Eine dezent platzierte Zeitleiste ermöglicht eine Verbindung der Chronikdaten des Instituts mit kleinen und großen Ereignissen der Weltgeschichte.
Den Jungstudierenden und den Lehrenden am Julius-Stern-Institut ist das Buch gewidmet. Neben der herausragenden und umfassenden Ausbildung der Hochbegabten ist die fürsorgliche Betreuung „ihrer“ Jungstudierenden das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Anliegen von Anita Rennert. Der berechtigte Stolz auf die Erfolgsgeschichte des Julius-Stern-Instituts und die in den meisten Fällen lebenslange Verbundenheit mit den dort Geförderten ist in dieser liebevoll gestalteten Publikation deutlich spürbar.
Holger Simon