Marco Frei
Musik im Netz
Wie Orchester und Opernhäuser mit der Digitalisierung voranschreiten – oder mit ihr hadern
Schon vor Corona war die Digitalisierung im Musikleben als Thema virulent. Doch die Pandemie hat vollends deutlich gemacht, wie wichtig sie ist und wie viel hier insgesamt noch zu tun ist. Viele Probleme sind nicht neu, wurden aber bislang kaum angepackt. Gleichzeitig ist auch im Internet nicht alles Gold, was glänzt. Eine Frage steht weiterhin im Raum: Wie viel Netz verträgt die Kunst?
In ihrer Ankündigung holt die Bayerische Staatsoper im Januar 2022 weit aus. „Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Die Digitalisierung verändert all unsere Lebensbereiche. Neue Kommunikations- und Medienformen bieten ungeahnte Chancen der kulturellen Vermittlung, stellen Kulturinstitutionen aber auch vor nie dagewesene Herausforderungen. Die Nutzungsdauer des medialen Internets steigt unaufhörlich, gerade bei jungen Menschen. Die Relevanz von traditionellen Kulturformen hingegen sinkt im Alltag der Menschen immer mehr – und das nicht erst, seit die Coronakrise alle Kulturstätten zu einer Niederlegung des regulären Spielbetriebs zwang.“
Das Haus in München spricht von einem „ständigen, sich immer wieder neu definierenden Transformationsprozess“. „Die digitale Transformation stellt sich als richtungsweisende Herausforderung dar, in der Opernhäuser eine intensive, aufgeschlossene, aber auch kritische Auseinandersetzung mit den Mechanismen der digitalisierten Welt leisten müssen. Nur so kann die gesellschaftliche Bedeutung der Kunstform Oper und die Faszination des Bühnengeschehens in die digitale Welt übersetzt werden und der künstlerische Diskurs auch digital weitergeführt werden.“
Komplexer Ist-Zustand
Mit diesen Worten begründet die Bayerische Staatsoper nicht nur ihre neue „Digitalstrategie“ (siehe Beitrag S. 16). Vielmehr skizziert sie klar und deutlich den gegenwärtigen Ist-Zustand und seine Voraussetzungen. Die Corona-Pandemie mag Tendenzen und Entwicklungen einerseits beschleunigt und andererseits eklatante Missstände der Digitalisierung offenbart haben, zumal in Deutschland und im Kulturleben, aber: Schon lange vorher stand das Thema groß und prominent auf der Agenda…
Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2022.