Jacob Scheiffelhut

Musicalisches Klee=Blat op. 5

Partie I-III, für 2 Violinen (Block-/ Querflöten, Oboen) und Violone (Fagott), Partitur und Stimmen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Walhall,
erschienen in: das Orchester 05/2021 , Seite 76

Der Name des Augsburger Komponisten, Stadtpfeifer und an der evangelischen St.-Anna-Kirche tätigen Chorregenten Jacob Scheiffelhut ist zugegeben nicht gerade geläufig und populär. Scheiffelhut hat seine oberschwäbische Heimat-

stadt seit seiner Geburt 1647 nie verlassen, seine insgesamt fünf Opera gelangten jedoch über den Musikhandel bis in die Schweiz und nach Norddeutschland, so Herausgeber Günter Holzhausen in seinem Vorwort zur Ausgabe der zunächst ersten drei von insgesamt neun Partien. Die Weiteren sollen demnächst in zwei Lieferungen folgen.

Der Titel Musicalisches Klee= Blat ist typisch barock. Die kammermusikalischen Suiten können mit drei oder vier Instrumentalisten in wechselnden Besetzungen mit Streichern oder Bläsern aufgeführt werden. Man denke nur an ähnliche, für heutige Ohren manchmal merkwürdig klingende Titel wie Ohren-vergnügendes und Gemüth-ergözendes Tafelconfect eines Valentin Rathgeber, der später eine Zeit lang ebenfalls in Augsburg wirkte, oder das Vierfache Musicalische Kleeblatt von Daniel Speer, auf das der Herausgeber hinweist.

Die drei Suiten entsprechen ganz dem damaligen französischen Geschmack. Scheiffelhut selbst weist bereits sowohl im Untertitel Auf jetziger Zeit wol=bekannte Französische Art nützlich zu gebrauchen als auch in seinem „An den Liebhaber der Music“ gerichteten Vorwort darauf hin. Sein Vorwort ist als Faksimile abgebildet. Er gesteht darin, dass er der französischen Sprache zwar nicht mächtig sei. Was aber die Musik beträfe, sei dieser Stil an fast „aller Orthen und also auch allhier zu Augspurg schon vor vielen Jahren in Schwang“.

Da Scheiffelhut selbst Stadtpfeifer war, berücksichtigte er auch  Alternativbesetzungen für Block/Querflöte und Oboe mit Fagott oder auch gemischt. Der gewählte Tonumfang und eine angenehm leichte, ohne viel Übungsaufwand zu bewältigende Spielbarkeit lassen darauf schließen. Selbstverständlich sollten sich auch Klarinettisten nicht scheuen, die Partien zu spielen, vorausgesetzt, sie haben eine C-Klarinette und sie lieben die Trio-d’Anches-Besetzung. Eine bezifferte Basso-continuo-Stimme ist nicht vorgesehen, der Triocharakter des dreistimmigen Satzes war von vornherein vom Komponisten intendiert.

Gewöhnungsbedürftig sind die fehlenden Achtelbalkungen insbesondere im Prelude der III. Partie. Bemerkenswert ist der Violone, von dem es laut Compendium Musicae des Augsburger Kollegen Daniel Merck damals drei Sechssaiter mit verschiedenen Saitenstimmungen und einen französischen Vierseiter gegeben haben soll. Herausgeber Holzhausen rät zu einem Violoncello oder einem Acht-Fuß-Bass.

Vorliegende Urtextausgabe basiert auf der Typendruckvorlage des Jahres 1707. Von den nur noch drei Stimmbüchern der Einzelstimme wurde eigens die Partitur angelegt, Fehler beseitigt und die Orthografie den heutigen Ansprüchen angepasst. Die Stücke eignen sich vorzüglich für rasche und vergnügliche Ad-hoc-Aufführungen im kleinen Kreis.

Werner Bodendorff