Gourzi, Konstantia

Music for piano and string quartet

Lorenda Ramou (Klavier), Ensemble Coriolis: Heather Cottrell/Susanna Pietsch (Violine), Klaus-Peter Werani (Viola), Hanno Simons (Violoncello)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: ECM New Series 2309 481 0988
erschienen in: das Orchester 03/2015 , Seite 82

Der Bereich der klassischen Musik ist innerhalb des milliardenschweren Musikbusiness ein peripherer – jener der zeitgenössischen klassischen Musik ist geradezu familiär zu nennen. Man kennt sich – wobei sich „Mann“ oft besser kennt. Frauen, insbesondere komponierende Frauen, müssen sich doppelt und dreifach beweisen, wollen sie in diesem Zirkel bestehen. Erhält ein männlicher Kollege längst Kompositionsaufträge aus Donaueschingen, Schwetzingen oder Berlin, rackert sich frau immer noch mit Hochschulensembles ab – exzellenten Spezialensembles mit einem in der Öffentlichtkeit nicht messbaren Wirkungsgrad.
Ein aktuelles Beispiel: Die hochbegabte Musikerin, Dirigentin und Komponistin Konstantia Gourzi kam vor beinahe 30 Jahren von der Athener Talentschmiede nach Berlin; dort gründete sie zuerst ein Ensemble für zeitgenössische Musik, bald darauf eine Konzertreihe. Engagiert, vielseitig und mit einem eigenen kompositorischen Stil erfüllte sie die Voraussetzungen für eine Karriere, wie sie etwa Marc Andre oder Samir Odeh-Tamimi längst erleben. Doch auch von ihrer neuen Wirkungsstätte aus, der Musikhochschule München, vermochte sie lange Zeit nicht, die entscheidende Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dabei haben Gourzis kompositorische Miniaturen einen einzigartigen Charme. Die Stücke von einer halben bis zwei Minuten Dauer sind satztechnisch wie formal perfekt gearbeitet und insbesondere ihre Handhabung des Instrumentariums Streichquartett lässt neuartige Ansätze und kreative Arbeit am Detail erkennen.
Jetzt könnte es aber durchaus etwas lauter werden um Konstantia Gourzi, denn ihre erste Porträt-CD erschien beim Erfolgslabel ECM. Darauf finden sich acht Kompositionen von 1993 bis 2010 für Streichquartett, Klavier solo sowie für Klavier und Streichquartett. Mit dem Ensemble Coriolis, einer Erweiterung des Trio Coriolis aus München um die Violinistin Susanna Pietsch, zeichnen erfahrene Musiker für die ebenso präzise wie verspielte Interpretation von Gourzis Musik verantwortlich. Diese eignet sich bestens, um jedes Kammermusikprogramm aufzulockern, ja auch im Radio kann man sich diese aus bis zu neun kurzen Einzelsätzen bestehenden Werke vorstellen. Das Gleiche gilt für die Klavierstücke: Diese weniger innovativen, mehr in der Tradition verankerten Stücke vermögen den Geschmack eines eher konservativen Konzertpublikums vielleicht sogar noch besser zu treffen. Wenn ein Pierre-Laurent Aimard sich dieser Musik annähme, wäre ihr der Erfolg gewiss. Doch wir wollen den Bogen nicht überspannen – nicht, dass sich am Ende tatsächlich größere Türen öffnen…
Sibylle Kayser

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