Louis-François Dauprat

Music for Horn

David Fliri, Erik Košak, Markus Hauser, Gabriel Stiehler (alle Horn), Wolfgang Brunner (Klavier)

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Brilliant Classics
erschienen in: das Orchester 05/2022 , Seite 74

Es gibt zwei Besonderheiten dieser CD. Erstens ist die Einspielung nicht mit Ventilhorn und Klavier, sondern mit Naturhorn und Fortepiano aufgenommen und zweitens sind die Werke sogar in der Hornwelt wenig bekannt. Es sind Kompositionen des französischen Hornisten und Hornpädagogen Louis-François Dauprat (1781-1868). Dauprat studierte Musik während und nach der französischen Revolution in Paris und gewann 1797 als erster Hornist den Premier Prix am Pariser Konservatorium. Als Preis bekam er ein Inventionshorn aus der Hornmanufakturwerkstatt von Lucien-Joseph Raoux. Dieses Horn befindet sich heute im Museum des Konservatoriums.
Nachdem Dauprat in verschiedenen Orchestern im Ausland gespielt hatte, kehrte er nach Paris zurück und studierte Komposition unter anderem bei Anton Reicha. 1808 wurde er Nachfolger seines aus Zweibrücken stammenden Hornlehrers Joseph Kenn als tiefer Hornist im Pariser Opernorchester sowie als Hornlehrer am Pariser Konservatorium. Bald danach wurde er Solohornist im gleichen Orchester.
Zu seinen zahlreichen Kompositionen gehören fünf Konzerte für Horn und Orchester sowie mehrere Kammermusikstücke für Horn. Nicht nur als hervorragender Virtuose auf dem Naturhorn, sondern auch als Hornpädagoge wurde er durch seine Méthod de cor alto et cor basse (1824) berühmt. Dieses pädagogische Naturhorn-Werk war das erste seiner Art für hohes und tiefes Horn und für viele Generationen von Naturhornisten wegweisend. Im Gegensatz zu anderen Ländern Europas wurde das Naturhorn in Frankreich noch bis ins 20. Jahrhundert gespielt. Die technische Virtuosität des Naturhornblasens wurde ganz besonders von Dauprat in seinen Werken vorangetrieben. Die französischen Naturhornisten beherrschten ausgeprägtes chromatisches Spielen mit bravouröser Handhorntechnik.
Auf dieser CD sind drei Werke für Naturhorn und Fortepiano und drei Werke für zwei bzw. vier Naturhörner eingespielt. Auf dem Cover ist leider kein Hinweis auf Naturhorn oder Fortepiano, sodass der Eindruck entsteht, es würde modernes Ventilhorn und Klavier benutzt werden. Leider ist auch nicht klar, welcher der vier im Booklet genannten Hornisten welches Stück spielt und wer von ihnen auf welchem der im Heft aufgelisteten Naturhörner spielt.
David Fliri wird als erster genannt und ist auf dem Cover erwähnt. Es ist anzunehmen, dass er bei allen eingespielten Stücken beteiligt ist. Der Pianist Wolfgang Brunner ist einfacher zuzuordnen. Er spielt feinfühlig mit einer souveränen Leichtigkeit und Klarheit. Er ist eindeutig ein großer Gewinn dieser Einspielung. Allen Hornisten wird besonderes Können auf dem Naturhorn abverlangt. Der Klangunterschied zwischen den gestopften und offenen Tönen ist bewusst deutlich zu hören. Bedauerlicherweise leidet beim Stopfen oft die Intonation. Dennoch ist die CD durchaus eine aufschlussreiche Reise zurück in die frühromantische Welt des Naturhorns.
Thomas Swartman