Birgit Laude

Musenkuss des Musikus

Heitere Musikverse

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Chiliverlag
erschienen in: das Orchester 11/2022 , Seite 61

Zur Erinnerung hier im Voraus eine Definition: „Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.“ (Duden, Herkunftswörterbuch)
Jede Berufsgruppe hat wohl so ihre Eigenheiten, die, aufs Korn genommen, eine humoristische Plattform bieten können. Die Autorin Birgit Laude, geboren in Frankfurt/Main und aufgewachsen in Salzburg, lebt heute in Mittelfranken. Sie hat selbst Musik im Fach Violine studiert und viele Jahre als Orchestermitglied der Münchner Philharmoniker gearbeitet, bis sie als freischaffende Musikerin und Autorin tätig wurde. Zahlreiche solistische Auftritte sowie Auslandstourneen mit verschiedenen Ensembles bilden ihren Erfahrungsschatz. So war es naheliegend, dass sie sich als Autorin in ihrem Metier an Begebenheiten, Charakteren und Situationen orientierte, um den Leser:innen die „Künstlernatur“, speziell das Wesen der Musiker:innen, aus verschiedenen Blickwinkeln augenzwinkernd vorzustellen. Alles, was rund um das Musikerdasein passiert, beleuchtet Laude und formt es in Reime. Dass dies im vorliegenden Gedichtband durchgehend in Paarreimen passiert, kann als künstlerisches Mittel – im Einfachen, Volkstümlichen das Humoristische betonend – gewertet werden, wirkt aber zunehmend eintönig. Verschiedene Reimformen hätten zu mehr Interesse weckender Abwechslung geführt. Inhaltlich bewegen sich die Gedichte von der Vorstellung, Töne zu fabrizieren, über Charakteristika der unterschiedlichen Instrumentengruppen, natürlich die Arbeit des Dirigenten, Laienmusiker:innen, Auftrittsqualen, die Geigenbaukunst, „Rivalitäten“ unter Musik-Genres bis zu allfälligen „Nöten“ eines Künstlerlebens. Um die Lesenden nicht zu der Idee des Schubladen-Denkens zu verleiten, bezeichnet Laude selbst ihre dichterischen Ergüsse im Nachwort als „Parodien reicher Fantasien“. Ob diese Parodien bei Außenstehenden vom Künstlerbetrieb nun tatsächlich ein nachvollziehendes, erhellend heiteres Verständnis hervorrufen oder doch nur noch mehr Kopfschütteln über „die Künstler“ verursacht, sei dahingestellt. Insider werden vermutlich schwach grinsend abwinken – „hinlänglich bekannt diese Betrachtungen“. Die Zielgruppe bleibt unerschlossen.
Mit heiterer Gelassenheit ist dieses Buch sicher zu lesen oder geneigtem Publikum vorzutragen. Im Inhaltsverzeichnis sind gegliedert, passend zu entsprechenden Situationen, die gereimten Verse zu finden. Zu Themen wie Disharmonisches, Orchestrales, Solistisches, Kammermusikalisches, Verspieltes, Klassisches & Jazziges sowie Musikkritisches formuliert die Autorin im Taschenbuch-Format ihre Gedanken und Erfahrungen. Einblicke werden gewährt, Klischeehaftes ­bedient.
Geschmäcker sind verschieden, ebenso der Humor. Dem Aphorismus des deutschen Lyrikers Otto Julius Bierbaum „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ kann nur zugestimmt werden.
Ingrid Ploß