Marco Frei

München: Starkes Debüt in unsicheren Zeiten

Simon Rattle konzertiert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erstmals in der Isarphilharmonie

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 02/2022 , Seite 49

Der Albtraum für die Kunst und Kultur in der Pandemie geht weiter. Beim Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) in München platzte die Bombe kurz vor Konzertbeginn. Ein Corona-Fall unter den Mitwirkenden verhinderte, dass das Publikum Mitte November live im Herkulessaal die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach unter Simon Rattle erleben konnte. Es musste auf den Livestream vertröstet werden. Das Gastspiel in Wien wie auch die Aufführung in der Isarphilharmonie in München wurden ganz abgeblasen. Letzteres sollte das Debüt des designierten BR-Chefdirigenten von Chor und Symphonieorchester im neuen Saal werden.
Dazu kam es dann erst einige Tage später, als das BR-Symphonieorchester unter Rattle die Sinfonie Nr. 9 von Gustav Mahler in der Isarphilharmonie aufführte. Da hatte die bayerische Staatsregierung die Corona-Auflagen für die Kunst und Kultur im Freistaat bereits verschärft. Auch Genesene oder Durchgeimpfte müssen sich zusätzlich testen lassen. Gleichzeitig dürfen Konzertsäle und Bühnenhäuser nur bis 25 Prozent ausgelastet sein. Warum nicht gleich einen harten Kultur-Lockdown angesichts dieser Hürden? So ist es nicht verwunderlich, dass bei der Neunten von Mahler nicht ganz die zugelassenen rund 450 Gäste in der Isarphilharmonie saßen. Die Werkauswahl hätte nicht treffender sein können inmitten der Corona-Entwicklung. Immerhin drehen sich die Ecksätze um Tod und Jenseitigkeit. Die beiden Mittelsätze konfrontieren hingegen das irdische Diesseits mit bitter-böser Groteske.

 

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