Härtel, Klaus et al.

Mozart und seine Zeit

Leben und Werk aus blasmusikalischer Sicht

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: DVO Druck und Verlag Obermayer, Buchloe 2010
erschienen in: das Orchester 03/2011 , Seite 59

Die 17 Seiten lange Abhandlung über die vielen Bläserkompositionen Wolfgang Amadé Mozarts mit einer fast erschöpfenden Aufzählung aller Instrumentalisten, die ihn dazu anregten, wäre schon Grund genug, sich dieses Buch zu kaufen: Fundierteres darüber in solch gedrängter Form findet sich selten! Der Aufsatz stammt aus den Ausgaben 2, 3 und 4/1991 von clarino.print – Bläsermusik International. Die Publikation feiert gerade ihr 20-jähriges Bestehen, und der Verlag Druck und Verlag DVO veröffentlichte dazu mit Beiträgen aus allen bisherigen Jahrgängen vier Sonderdrucke: Komponistenwerkstatt, Dirigierpraxis, Thema Saxofon und als Band 4 Mozart und seine Zeit – darin ist ab Seite 15 der erwähnte Beitrag zu finden.
Erstaunlich und bewundernswert, wie fundiert in weit mehr als zweihundert clarino.print-Ausgaben musikwissenschaftlich anspruchsvolle Themen behandelt wurden, die man in diesen Heften nicht gleich erwartet. Sie wenden sich ja an Freunde von Blasmusik-Kapellen, wie man sie in großer Vielfalt und unterschiedlichsten Besetzungen erleben kann etwa in Karnevalszügen oder Fronleichnamsprozessionen, bei Paraden mit Marsch­musik, in Open-Air-Konzerten, auch an Schulen, oft als Liebhabervereinigungen, die sich Bläserkreis, Posaunenchor, Spielmanns- oder Fanfarenzug nennen, aber auch als professionelle Ensembles, die dann German Brass oder Rekkenze Ensemble heißen. Die Zeitschrift informiert gründlich zu Wissenswertem über Instrumente, Konzerte, Noten, Übungskurse und mehr.
Diese Mozart-Sonderpublikation versammelt 16 interessante Beiträge aus früheren Heften in bunter Auswahl, sorgsam aufbereitet, und man erfährt zu Mozarts Leben und Musik über das Dahinter und Drumherum viel Interessantes. Schon die Überschriften sind attraktiv: Berichtet wird über Vater Leopold Mozart, über seine und seines renitenten Sohnes erz-
bischöfliche Dienstherren, über Mozarts Stadler-Freunde, seine Italien-Reisen, seine Freimaurer-Begeisterung und deren musikalische Auswirkungen nicht nur auf die Zauberflöte, aber auch über Komponistinnen in seiner Umgebung, sogar über Kastraten und über Quantz’ Flöten-Schulwerk; dazu gibt es Beiträge über italienische Musik-Termini und über die Kunst, für Blasorchester zu arrangieren. Überraschend ist ein Beitrag aus der clarino.print-Ausgabe 12/1991, in der Milada Rutová über ihren Fund eines Manuskripts berichtet zu einer neuen Vertonung der Arie „Dove sono i bei momenti“ der Gräfin aus Mozarts Hochzeit des Figaro – die Mozart-Forschung wundert sich immer noch, warum diese höchstwahrscheinlich wirklich aus Mozarts Feder stammende Alternativfassung niemanden zu interessieren scheint…
Zu Mozarts bewegender Musik kann jeder einen eigenen Zugang finden, den Musik anrührt. Dem Verlag ist deshalb zu wünschen, dass dieses lehrreiche Kompendium bei vielen Blasmusikfreunden Interesse findet, die Mozart und seinem Werk sonst vielleicht nicht begegnen würden!
Diether Steppuhn