Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri

Mozart – Salieri

Armonia Ensemble

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 21740
erschienen in: das Orchester 09/2021 , Seite 81

Obschon Zeitgenossen, verwendeten Wolfgang Amadeus Mozarts und Antonio Salieri eine doch recht unterschiedliche Klangsprache. Leider schlägt die Waage auf der vorliegenden CD rein quantitativ etwas zu sehr zugunsten Mozarts aus, dessen berühmte „Gran Partita“ B-Dur KV 361 (nach 1781) die Produktion eröffnet. Eine kurze Armonia per un Tempio della Notte Es-Dur (nach 1795) und eine Piccola Serenata B-Dur (1778) sind da kein hinreichendes Gegengewicht Salieris, ergänzt um ein modernes Arrangement der Ouvertüre zur Oper La grotta di Trofonio (1785) für Harmoniemusik, d. h. für Holzbläser und Hörner – diese Besetzung wird im Fall von Mozarts Werk ergänzt durch einen Kontrabass.
Das aus Mitgliedern des Gewandhausorchesters Leipzig bestehende Armonia Ensemble spielt die Musik ganz mit dem Gestus eines modernen Sinfonieorchesters. Da wird vorbildlich phrasiert, die Instrumente werden bestens beherrscht, die Klangfarben fein aufeinander abgestimmt. Mozarts ausladendes siebensätziges Werk bieten die Musiker mit großem symphonischen Klanggestus, lassen aber an passenden Stellen auch der intimen, kleiner besetzten Ein- und Mehrstimmigkeit ihren Platz.
Allerdings beschränkt das moderne Instrumentarium die Ausdrucksmöglichkeiten beträchtlich, der Charme der Musik kann weder im Dramatischen noch im Lyrischen oder Tänzerischen gleichermaßen ausschwingen. Möglicherweise liegt dies auch an einer gewissen Nivellierung dynamischer Schattierungen – echtes Piano ist kaum je einmal zu hören. Der Kontrabass soll wohl eine zusätzliche Farbschattierung beifügen, die andere Interpretationen nicht benötigen.
Der eher farbneutrale symphonische Gestus findet auch bei den Salieri-Werken Anwendung: Weniger beeinträchtigt die Wahl der Instrumente die beiden Originalkompositionen (obschon gerade das moderne Kontrafagott in der „Blasmusik zur Nachtzeit“ wie ein klar hörbarer Fremdkörper wirkt). Die zwölfminütige Serenade ist für eine kleinere fünfköpfige Besetzung und beendet die CD in zurückgenommener Stimmung in etwas problematischer Raumakustik (die deutlich halliger wirkt als bei den größer besetzten Werken).
Am wenigsten gelungen ist Timo Jouko Herrmanns Arrangement der Opernouvertüre, die in der Originalgestalt durch Farb- und Registerwechsel besonderen Reiz gewinnt. Auch mindert die etwas „entschärfte“ Phrasierung die Wirkung der Komposition beträchtlich – der Transfer des Orchesterstücks in die Gattung der Harmoniemusik ist nicht recht gelungen.
Insgesamt muss sich der interessierte Hörer nicht selten über den fast unzeitgemäßen Umgang der Bläser mit ihrem Repertoire wundern – auch auf modernen Instrumenten ist begabten und interessierten Interpreten ein weitaus spannenderer Zugang möglich. So bleiben ein paar Raritäten, den Musikern aber sei geraten, sich anderem Repertoire zuzuwenden, das ihnen besser liegt.
Jürgen Schaarwächte