Werke von Philipp van Endert und Makato Ozone

Moon Balloon

Philipp van Endert (Gitarre), Filmorchester Babelsberg, Ltg. Jörg Achim Keller

Rubrik: CDs
Verlag/Label: JazzSick Records
erschienen in: das Orchester 01/2023 , Seite 71

Philipp van Endert ist ein viel beschäftigter Mann. Gitarrendozent in Düsseldorf und Osnabrück, Labelbetreiber, Livemusiker und Recording Artist. Auf seiner neuesten CD agiert er mit dem Filmorchester Babelsberg und fügt seinen jazzigen Gitarrenlinien eine neue Facette hinzu. Gitarristisch agiert der Mann aus dem Rheinland zwischen klassischer Jazzgitarrentradition und moderneren Einflüssen wie Pat Metheny und Mike Stern.
Auf Moon Balloon lässt er den improvisatorischen Aspekt etwas in den Hintergrund treten und setzt stattdessen auf Melodie und Atmosphäre. So entspinnt sich ein spannender Dialog zwischen Orchester und Gitarre, der viele Assoziationen an Filmszenen hervorruft. Enderts cleaner Gitarrenton verbindet sich hervorragend mit den Streichern des Orchesters. Beide Elemente treiben sich dynamisch an, ohne sich in die Quere zu kommen und Peter Hinderthürs Arrangements nutzen geschickt den Platz, den sparsamere Gitarrenmelodien bieten, um Gegenmelodien und Akkordflächen durch das Filmorchester hinzuzufügen. Auf zwei Stücken sorgt Kontrabassist André Nednza für jazzigen Groove.
Der Rest der Stücke ist eher getragener Natur. Endert versteht es trotzdem geschickt, Groove, Timevariationen und interessante Dynamiksteigerungen in die Stücke einzubringen, ohne den geschmackvoll gesetzten Stimmungsrahmen zu verlassen. So schleicht sich die romantische Melodie von Mrs. Blueberry langsam, aber unaufhörlich in die Gehörgänge. Fu wird von einer rhythmischen Figur eingeleitet, die parallel von Gitarre und Orchester gespielt wird. Für zusätzliche Atmosphäre sorgt bei diesem Stück Christian Kappe am Flügelhorn. Moon Balloon ist ein weiteres eher balladeskes Stück, während die Offbeats des Themas von Sundown für etwas Swing-Drive sorgen. Im Solo kombiniert Endert angezerrte Linien mit Wes-Montgomery-Oktaven und einigen fusion-artigen Melodien. Amor beginnt leise mit folkloristisch angehauchten Akkorden und steigert sich zum dramatischen Thema in der Mitte des Songs, bevor sich ein exotisch angehauchtes Solo anschließt und André Nednza als Solist glänzen darf.
Philipp van Endert gelingt mit Moon Balloon ein abwechslungsreiches, vordergründig schön anzuhörendes Album, das aber dem aufmerksamen Zuhörer auch viele kleine Details und harmonische Reibungen bietet. Jetzt fehlt nur noch der Film zur Musik …
Martin Schmidt