Eugène Bozza, François Rasse, Florent Schmitt und andere
Monody – Music for cor anglais Vol. 3
Martin Frutiger (Englischhorn), Petya Mihneva Falsig (Klavier)
Jetzt ist sie vollendet, die Trilogie, mit der Martin Frutiger (Englischhorn) und Petya Mihneva Falsig (Klavier) die Literatur für Englischhorn – das Cor anglais – erkunden. Die ersten beiden CDs, erschienen beim selben Label, stellten italienische, dann deutsche und Schweizer Originalwerke vor. Mit dem dritten (Doppel-)Silberling durchstreift das Duo nun das französische Repertoire. Und entdeckt wiederum jede Menge hörenswerte Musik.
Bekannte Komponistennamen sind dabei wie etwa Charles Koechlin oder Eugène Bozza, aber auch viele wohl nur Liebhabern bekannte Tonsetzerinnen wie Louis-Auguste Vény oder Clémence de Grandval, die in der Langfassung Marie Félicie Clémence de Reiset Vicomtesse de Grandval hieß. Sie war Schülerin von Camille Saint-Saëns und schrieb Musik aller Gattungen, meist unter Pseudonym. Hier ist sie mit Quatre pièces vertreten, uraufgeführt 1878. Souverän gearbeitete Kammermusik, konzentriert in der Formulierung der Motive, zugleich von Empfindsamkeit und Poesie durchströmt. Beide CDs orientieren sich nicht an der Chronologie, sondern bieten so etwas wie ein abwechslungsreiches Konzertprogramm.
Eröffnen besagte Quatre pièces die zweite CD, so stehen Stücke von Eugène Bozza am Beginn der ersten. Bozza schuf eine Vielzahl von Bläserstücken, die auch heute noch häufig gespielt werden. Er wandelt auf den Spuren von Debussy und Ravel, ohne jedoch epigonenhaft zu wirken – sehr schön zu hören im Divertissement, das moderne Akkordwelten mit künstlicher Archaik verbindet.
Nur wenigen dagegen dürfte der Name Gustave Vogt etwas sagen. 1781 im Elsass geboren, gilt er als Gründer der modernen Oboenschule, hat aber auch dem Englischhorn Geltung verschafft. So saß er 1820 in Paris im Orchester und spielte bei der Uraufführung von Rossinis Wilhelm Tell das Englischhorn-Solo in der Ouvertüre. Vogt hinterließ unter anderem nicht weniger als sechzehn Oboenkonzerte, aber auch ein Solo de Concert pour le cor anglais, das im Grunde ein verkapptes Konzert für Englischhorn ist. Vogt erweist sich darin als exzellenter Komponist, der in der Klassik fußt, aber auch eine Liebe für romantische Freiheiten erkennen lässt. Die vorliegende Aufnahme bietet erstmals die vom Englischhornisten Michel Rosset aus vier Quellen rekonstruierte Fassung.
Viel Raum nehmen Werke von Charles Koechlin ein. Der wegen seiner Instrumentationskunst als Klangmagier bewunderte Komponist ist unter anderem mit zwei Monodien und der Suite op. 185 vertreten.
Äußerst effektvolle und virtuose Musik bieten die Fantasien von Louis-Auguste Vény, Stanislas Verroust und Théodore Lalliet – Stücke, mit denen sich ein Konzertabend wirkungsvoll beenden lässt. Frutiger brennt darin ein fabelhaft virtuoses Feuerwerk ab. Doch auch Falsig hat immer wieder Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Insgesamt bilden beide ein blendend aufeinander eingespieltes Duo. Fazit: ein Füllhorn wunderbarer Musik, hinreißend dargeboten.