© Margrith Widmer

Christoph Schulte im Walde

Mit dem Traumkleid auf die Bühne

Für die individuelle Note: Eine Musikerin kleidet ihre Kolleginnen ein

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 02/2022 , Seite 20

Die Herren spielen im Frack, bei den Damen lautet die Vorgabe lang und schwarz. Ganz simpel? Es kommt darauf an! Weil Musikerinnen am besten wissen, welche Kriterien die Konzertkleidung für ihre Kolleginnen erfüllen muss, hat eine Trompeterin aus Münster ihr eigenes Unternehmen gegründet und bietet Mode nicht nur für Musikerinnen.

Die Herren im Orchester haben es vergleichsweise einfach, weil die Kombination aus Frack, Oberhemd und Hose weitgehend standardisiert anmutet und, wenn man so will, „uniformiert“ wirkt. Aber bei den Damen? Da sieht die Sache schon etwas anders aus. „Natürlich geht es erst einmal um einen Gesamteindruck, um das Erscheinungsbild eines Orchesters. Aber auch der Eindruck der einzelnen Musikerin sollte stimmen, denn das Outfit wird vom Pub­­likum genauestens beäugt und ist öfter Pausenthema, als es uns Musikerinnen und Musikern lieb ist“, versichert Manuela Fuchs. „Dennoch ist es kaum vorstellbar, dass sich die Musikerinnen eines Orchesters alle in ein und demselben Outfit präsentieren.“ Denn jede Frau habe ihre eigene Körperform, jede sei anders. Da sei Individualität gefragt im Hinblick auf die Kleidung beim öffentlichen Auftritt.
Manuela Fuchs spricht aus eigener Erfahrung. Sie ist Trompeterin und seit Anfang 2018 engagiert im Sinfonieorchester Münster. Zuvor hat sie an Orten gearbeitet, an denen der „Dresscode“ ganz unterschiedlich gehandhabt wurde. Mal sehr großzügig, mal etwas strenger. „Für ein Konzert in einem Orchester in der Schweiz trug ich eine lange schwarze Stoffhose und hautfarbene Strümpfe. Es sollten aber schwarze sein, wie ich von einer Kollegin 30 Minuten vor dem Konzert erfahren habe. Diese hat mir dann auch welche ausgeliehen“, erinnert sich Fuchs.

Raschelt der Stoff?

Sie kam mit etlichen Kolleginnen immer wieder über das Thema „Kleidung“ ins Gespräch. Keine Frage: Die oberste Bedingung, die Kleidung zu erfüllen hat, ist, dass man sich in ihr wohlfühlt. Kann ich in ihr frei und ohne jede Einschränkung musizieren? Sieht das Outfit auch in der sitzenden Position und trotz Instrumentenhaltung vorteilhaft aus? Oder stelle ich Defizite fest, fühle ich mich hier und da eingeengt, rutscht es an einer Stelle, wo es nicht sollte, raschelt der Stoff oder nimmt das Kleid den ganzen Platz im Koffer ein? Manuela Fuchs wurde in den vergangenen Jahren klar, dass viele Faktoren zusammenkommen, wenn man über eine ideale Konzertkleidung nachdenkt, die sowohl optisch ansprechend gestaltet sein soll als auch den hohen und durchaus sehr verschieden ausfallenden Anforderungen als Berufs- oder Arbeitskleidung gerecht werden soll.
Schon lange macht sich Manuela Fuchs, in der Schweiz geboren und an den Musikhochschulen Zürich und Basel ausgebildet, Gedanken darüber, wie eine optimale Ausstattung für (Orchester-)Musikerinnen aussehen könnte, ja aussehen müsste. Das Ergebnis aus einer Befragung unter Profimusikerinnen hat eine Liste von zwölf Kriterien ergeben. Im „Anforderungskatalog“ stehen Parameter wie Ärmellänge, Bewegungsfreiheit, waschbare und dehnbare Stoffe et cetera.
Bleibt die Frage: Woher bekomme ich sie? Die Mode in den konventionellen Geschäften irgendwelcher Fußgängerzonen oder Einkaufszentren lässt mitunter nur Kompromisse zu, die man mangels Alternativen stillschweigend eingeht. Also gab es nur eines: Manuela Fuchs gründete ihr eigenes, momentan noch kleines Unternehmen, um ihre Vorstellungen aus dem besonderen Blickwinkel einer Musikerin heraus umzusetzen – die FOX Concert Collection.

 

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