Gabriel, Thomas

Missa juvenalis

für Sopran, Jugendchor (2-3 Stimmen), gemischten Chor (SATB) und Kammerorchester, Dirigierpartitur/Chorpartitur/Simmensatz

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2013
erschienen in: das Orchester 09/2014 , Seite 78

Die Missa juvenalis entstand 2012 als Auftragskomposition zum zehnjährigen Bestehen der Chöre an St. Georg in Bensheim. Ihr Komponist Thomas Gabriel (geboren 1957) hat sich u.a. inspirieren lassen von John Rutters Mass of the children sowie von der im Bistum Mainz etablierten Begleitung der Kinderchortage durch Holzbläserquartett und Streichquintett. Die Missa juvenalis ist eine moderne Orchestermesse für zwei- bis dreistimmigen Jugendchor und vierstimmigen gemischten Chor, Kammerorchester, Sopransolo und zwei Perkussionisten. Die ca. 30-minütige Messe vereint den klassischen, lateinischen Messtext mit deutschen Ergänzungen von Dag Hammarskjöld und Meister Eckhart. In Kyrie und Agnus Dei eingeschoben, geben sie dem zeitlosen Messtext eine berückende Aktualität.
Stilistisch bewegt sich die Messe zwischen klassischen Modellen, Pop und Folk, Musical und Jazz. Entsprechend farbig fällt auch die notwendige Ausstattung an Schlagwerk aus, das zu der üblichen Streicherformation – 1. und 2. Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass – und den Holzbläsern – Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott – hinzutritt: große und kleine Trommel, Pauke, Holzblock, Bongos, Becken, Triangel, Röhrenglocken und Tamtam (Gong).
Der Orchestersatz ist ebenso abwechslungsreich wie der Chorsatz.
Im Kyrie etwa bestimmt der wechselnde Dialog zwischen den Chören und dem Solosopran die Szenerie, welche durch den deutschen Text noch eindrücklicher wird. Das Gloria erstrahlt als expressiver Lobgesang durch Momente des Innehaltens – beim Pax hominibus etwa, wo Triangel und Holzblock vorausdeuten. Im Credo wiederum sorgen Gesangslinien auf stimmungsvollen Lauten für besondere Farben, während in der Crucifixus-Passage Bongos, Röhrenglocken, Holzblock und große Trommel die chorische Dramatik noch verstärken. Das Sanctus dagegen beginnt mit einer Solo-Oboe, kleiner Trommel und Kontrabass, steigert sich erst allmählich und wird immer wieder durch die Gegenüberstellung von Jugendchor und  vierstimmigem Chor aufgelockert. Das Benedictus indes ist allein dem Solosopran, den Streichern und wechselnden Holzbläsern vorbehalten. Nicht minder wirkungsvoll sind Stellen, die einzelne Chorstimmen bzw. die Sopran-Solostimme hervortreten lassen, mit einem Soloinstrument kombinieren oder in einen Dialog mit einzelnen Chorgruppen treten lassen – so wie etwa im instrumental eingeleiteten Agnus Dei mit Solo-Oboe.
Mit seiner Missa juvenalis ist Thomas Gabriel, Regionalkantor im Bistum Mainz, Komponist u.a. vieler Messen und Oratorien (auch für Kinder und Jugendliche) sowie Träger zahlreicher Kulturpreise, ein Werk gelungen, das Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht und dessen Titel die Verknüpfung von musikalisch-jugendlicher Frische und alter Tradition deutlich macht. Und auch der Orchesterpart ist für ambitionierte Laien- bzw. Jugendensembles durchaus machbar, ganz zu schweigen von der reizvollen Instrumentierung, besonders des Schlagwerks.
Christoph Guddorf