Seifen, Wolfgang
Missa festiva
In honorem Sancti Liborii für gemischten Chor (SATB) und konzertierende Orgel, Chorpartitur/Einzelstimme Orgel
Es soll im Jahr 397 gewesen sein, als Liborius als Bischof in Le Mans starb. Knapp 500 Jahre später kamen seine Gebeine als Reliquie in den Dom zu Paderborn, wo sie jetzt seit mehr als 1000 Jahren Anlass sind, alljährlich das größte Sommervolksfest in Westfalen, das Libori-Fest, zu feiern. Die Beliebtheit des Stadtheiligen hat ihren Niederschlag auch in einer Fülle von Liborius-Liedern in der Volksfrömmigkeit und in den Liederbüchern Westfalens gefunden. Zum Jubiläum des Domchors 2014 beauftragte das Metropolitankapitel Wolfgang Seifen mit der Komposition einer Festmesse, die am 26. Juli 2014, mitten in der Libori-Woche, durch die Widmungsträger den Domchor der Metropolitankathedrale Paderborn und seinen Leiter, Domkapellmeister Thomas Bering ihre Uraufführung erlebte.
Getreu dem Titel seiner Auftragskomposition (zu Ehren des Heiligen Liborius) hat Seifen eines der beliebten Lieder als thematische Klammer für die fünf Teile des katholischen Messordinariums (aufs Credo wurde verzichtet) verwendet: Den roten Faden bildet das alte Libori-Lied, welches traditionell zum Libori-Fest erklingt und in der Bevölkerung sehr beliebt ist, so der Komponist. Leider, und das ist auch schon der einzige Makel an dieser Ausgabe, wird nicht verraten, auf welche Melodie aus der reichhaltigen Tradition die Wahl fiel. Zwar ist der thematische Liedanfang durch den in Klammern gesetzten Text Sei gegrüßet, o Libori, dessen Namen Ehr und Glorie über der Orgelstimme hervorgehoben, aber das Thema ist so weit chromatisch und harmonisch aufgehübscht, dass die Kenntnis der schlichten Liedmelodie es dem Nicht-Westfalen leichter gemacht hätte, das Wachsen der Motivkeimzelle durch alle Sätze der Messe zu verfolgen.
Der Orgelpart ist mit seinen reichen Solo- und Zungenregistern der Orgelanlage des Paderborner Doms auf den Leib geschrieben. Chromatisch bunt doch nicht schreiend kommt der konzertante Part daher, aber durchdacht und mit einem kompositorischen Plan, der beim Lesen und Durchspielen nicht nur nachvollziehbar ist, sondern sich geradezu logisch ergibt. Der Chorpart, nicht weniger anspruchsvoll, greift die tradierten Formen der Festmessen auf. Sauber entwickelt sich das dreiteilige Kyrie, wie das Cum-Sancto-Fugato im Gloria, und es schließt sich ein inniges, vom Solo-Sopran eingeleitetes Benedictus an das Sanctus an. Überhaupt ist die Messgestalt stark geprägt von den großen französisch-romantischen Messen. Da passt es gut ins Bild, dass die Spielanweisungen für den Organisten ebenso dieser Tradition folgen.
Wolfgang Seifen hat dem Paderborner Domchor eine Messe geschenkt, die voller musikalischer Ideen und reicher Klangpracht steckt. Eine mehr als nur angemessene Gabe zum Domchorjubiläum.
Markus Roschinski