Alwin Michael Schronen
Missa Argentina
Homenaje al Papa Francisco für gemischten Chor (SATB) und Streicher
Papst Franziskus inspiriert die Musiker. 2017 brachte die kolumbianische Combo „Músicos Católicus Unidos“ zu Ehren des Heiligen Vaters das Lied Demos el primer paso (Tun wir den ersten Schritt) heraus. Es besaß alle Zutaten für einen Sommerhit: eingängiger Refrain, absolut tanzbar, ansteckende Fröhlichkeit, kurz: ein Ohrwurm mit Gottes Segen – inklusive rappender Ordensschwester.
Gegenstück zu dieser Papstverehrung aus dem Geiste der Gute-Laune-Musik ist die Missa Argentina von Alwin Michael Schronen. Auch sie versteht sich als Hommage an „Papa Francisco“, stellt sich aber in die jahrhundertalte Tradition der Messvertonungen. Schronen spricht im Vorwort der Partitur von der „Bescheidenheit“ und dem „gütigen Auftreten“ von Papst Franziskus, die in ihm den Wunsch geweckt hätten, das Oberhaupt der katholischen Kirche mit einer Messe zu ehren.
Und so bescheiden Franziskus auftritt, so hält sich auch Schronen in der 2013 geschriebenen Missa Argentina mit kompositorischen Finessen und klanglichem Pomp zurück. Das Werk für vierstimmigen gemischten Chor und Streicher gibt sich schlicht und ist ausdrücklich mit Blick auf Laienchöre geschrieben, was gewiss im Sinne von Franziskus sein dürfte. So leicht die Rhythmik, so eingängig die Melodik. Auch die Harmonik bleibt leicht nachvollziehbar – Nonenvorhalte laufen hier zum Spannungsmoment auf, Akkordverbindungen sind neues-geistliches-Lied-tauglich. Wer Musik zum Beispiel von John Rutter liebt, dürfte auch die Missa Argentina mögen. Die Umfänge der Gesangsstimmen überschreiten nicht das, was man von einem Laienchor erwarten darf. Der fünfstimmige Streicherchor begleitet über weite Strecken colla parte, was dem Chor weitere Sicherheit verleiht. Das alles heißt aber beileibe nicht, dass blutleere Musik entstanden wäre. Im Gegenteil: Schronen versteht sich auf ökonomisches und hörerorientiertes Komponieren. Bei Anhängern der Avantgarde dürfte das eher Stirnrunzeln auslösen, bei vielen Chorsängern hingegen Gefühle der Dankbarkeit für eine Musik, die sich in überschaubarer Zeit einstudieren lässt.
Das Kyrie verläuft in gemessenem Tempo und beginnt mit einem einfachen, mottoartigen Motiv. Später erscheint im Sopran, von den Unterstimmen ostinatoartig begleitet, die bekannte Bruder Jakob-Melodie, hier nach Moll gewendet. Was wie ein aufgesetzter Gag wirkt, erklärt sich aus der Tatsache, dass die Melodie in Argentinien, dem Heimatland des Papstes, mit dem Text „Fray Francisco“ gesungen wird. Die Verwendung von Volksliedmelodien kennzeichnet insgesamt diese Messe. Das Gloria basiert auf dem Lied Viva Jujuy und schwingt im Sechsachteltakt, das Sanctus lebt vom Wiegenlied Arroz con leche, das in einen sehr festlichen und stimmungsvollen Chorsatz integriert wird. Im Agnus Dei schließlich werden alle drei Melodien im Sinne eines krönenden Finales zusammengeführt. Trotzdem bleibt der Charakter des Agnus gewahrt – es schließt in zartem Pianissimo.
Mathias Nofze