Giacomo Puccini
Messa di Gloria
Tomislav Mužek, George Petean (Gesang), Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Ltg. Ivan Repušić
Der Chor des Bayerischen Rundfunks feierte zusammen mit dem Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Ivan Repušić das Puccini-Jahr 2024 mit einem Konzert in der Münchner Herz-Jesu-Kirche, das nun in exzellenter Klangqualität mit Puccinis Messa di Gloria, dem Preludio sinfonico und Crisantemi, für Streichorchester bearbeitet von Lucas Drew, auf CD vorliegt.
Alle drei Werke sind Frühwerke des aus Lucca stammenden Giacomo Puccini. Die zwischen 1878 und 1880 als Abschlussarbeit seines Musikstudiums komponierte Messa verrät den in ihm schlummernden Opernkomponisten. Seine Messa lebt von leidenschaftlicher Hingabe an große emotionale Klanggesten. Mag sein, dass das Werk deswegen zu Lebzeiten des Komponisten nicht aufgeführt, sondern erst 1950 wiederentdeckt wurde.
Der kroatische jugendliche Heldentenor Tomislav Mužek geizt in den höheren Lagen seiner folgenden Soloarie nicht an vibratoreicher Dramatik, wenn er sich auch später im Duett mit dem klangschön kultivierten Bariton George Petean weit eleganter zeigt. Immer wieder wechseln die Stimmungen der Komposition auch in Folgendem abrupt, wobei Puccinis weitschweifige Melodiebögen und seine extrovertiert opernhafte Harmoniesprache intensiv bleiben.
Der durchweg fantastisch ausbalancierte Chor des BR ist ein einziger Hörgenuss: Ob im satten Unisono, den so durchlässig und leichtfüßig gestalteten Fugati, den perfekten dynamischen Abstufungen: Immer agieren die Sänger:innen in vollkommener Homogenität und präzisester Intonation. Ivan Repušić ermöglicht den Stimmen Raum zu optimaler Entfaltung und führt das Orchester schlank durch die groß angelegte Klangarchitektur.
Das im Jahre 1882 für eine Jahresabschlussprüfung am Mailänder Konservatorium komponierte Preludio sinfonico bewegt sich zunächst in luftig schwebenden Klangwellen, die an Lohengrin erinnern, und damit auf Puccinis frühe Wagner-Verehrung hinweisen. Wunderschön hier der seidige Klang der Streicher, die Brillanz der Blechbläser, die sanfte Sprache der Holzbläser, die sich allesamt auf einen glanzvollen Höhepunkt zubewegen, großartig das leichte Verzögern auf der dritten Zählzeit.
In einer Bearbeitung von Lucas Drew für Streichorchester erklingen in Crisantemi, das Puccini als Trauermusik für den verstorbenen Herzog Amedeo von Savoyen im Jahr 1890 komponiert hatte, wieder ganz andere Töne. Die elegischen Motive voller Trauer und Melancholie werden später in Puccinis Oper Manon Lescaut Wiederverwendung finden.
Diese gelungene Live-Einspielung vermittelt innerhalb nur einer Stunde Puccinis Genialität schon in seinem Frühwerk und wird auch bislang weniger eingefleischte Puccini-Liebhaber begeistern.
Kathrin Feldmann