Meisterwerke 1600-1700 / Meisterwerke 1700-1800 / Meisterwerke 1800-1900

jeweils mit 4 CDs

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Edel, Hamburg 2009
erschienen in: das Orchester 04/2010 , Seite 66

Sie nennen sich EarBOOKS und es steckt eine einfache Idee dahinter: Qualitativ hochwertigen Bildbänden sind jeweils mehrere Musik-CDs beigegeben, sicher eingebettet in dicke Pappe auf der zweiten Umschlagseite. Die Bücher thematisieren Weltstädte, Musik- oder Tanzstile, Autos, Popgrößen, Klassikkomponisten und Sonderheiten wie z.B. das Münchner Oktoberfest. Zuletzt erschienen sind nun drei Bände Meisterwerke, die sich jeweils eines Jahrhunderts abendländischer Malerei annehmen, angereichert durch je vier Musik-CDs. Sämtlichen Text gibt es auf Englisch und Deutsch.
Dem Bildteil vorangestellt ist jeweils eine vierseitige, kurze Einführung der Kunsthistorikerin Karen Michels und des Musikwissenschaftlers Ulf Brenken. Michels bildet die Zentren der Malerei ab, beginnt im ersten Band mit Rom, weiter über Spanien, Frankreich und die Niederlande. Die Auswahl der Musikwerke folgt diesem Weg: Sie beginnt bei Monteverdi, führt weiter zu Couperin und Dowland und schließt ab mit Pachelbel. Mit Ausnahme dieser regionalen Parallelen werden jedoch keine Verbindungen zwischen Malerei und Musik aufgezeigt.
Der zweite Band, 1700-1800, beschäftigt sich mit der Malerei des „Jahrhunderts der Aufklärung“ mit Fokus auf Venedig, Frankreich, Italien, Deutschland und England; die Musik schlägt hier einen Bogen von Vivaldi bis Haydn. Der dritte Band bringt uns ebenso vorrangig die Malerei Zentraleuropas nahe, die vier CDs warten auf mit Romantik-Highlights, sowohl Liedern, Kammermusik, Opernarien, Konzerten als auch Sinfonik.
Die Tonaufnahmen stammen – zumal das Romantik-Repertoire – zum allergrößten Teil aus der DDR: Sie wurden für den „VEB Deutsche Schallplatte Berlin“ zwischen 1961 und 1989 sowie für das Nachfolge-Label „Deutsche Schallplatten Berlin GmbH“ aufgenommen. In den EarBOOKS erleben sie ihre Zweitverwertung. Es spielen ausschließlich renommierte Orchester mit renommierten Dirigenten: die Staatskapelle Dresden unter Herbert Blomstedt, das Gewandhausorchester Leipzig unter Franz Konwitschny, Kurt Masur und Václav Neumann, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) und der Rundfunkchor Berlin, die Staatskapelle Berlin unter dem jüngst verstorbenen Otmar Suitner sowie unter Bernhard Klee, Giuseppe Patané, Heinz Fricke und Siegfried Kurz sowie das Berliner Sinfonie-Orchester (BSO). Bei den Barock- und Klassikwerken bediente man sich neben den „VEB“-Aufnahmen von 1966 bis 1989 zudem beim verlagseigenen Label „Edel Records“ bzw. „Edel Classics“ mit Aufnahmen von 1992 bis 2004. Auch hier also mehrheitlich DDR-Interpreten, auch unter den Solisten, ebenfalls alle der Weltspitze zugehörig.
Wie die Informationen über die einzelnen „Meisterwerke“ der Malerei, die sich auf das Wesentliche beschränken – Name des Künstlers, seine Lebensdaten, Werktitel, Entstehungszeit, Material –, erfährt man auch über die Musikwerke in wenigen Sätzen noch etwas mehr: etwas Wissenswertes, Typisches, Ungewöhnliches oder auch Kurioses. Leicht verständlich erhält man also einen Überblick über 300 Jahre Malerei in Zentraleuropa – und kann sich beim Schmökern unterhalten lassen mit ausgezeichnet interpretierter Musik aus Barock, Klassik und Romantik.
Andrea Raab