Armin Wunsch
Mein erfolgreiches Orchester
Techniken und Strategien für Zusammenarbeit und Entwicklung im Orchester
Die Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit im Orchester ist kein ganz neues Thema. In dieser Zeitschrift wurde es seit dem Grundsatzbeitrag von Ralf Pegelhoff* regelmäßig aufgegriffen, und neue Buchpublikationen zu diesem speziellen Thema müssen sich also auch an der Entwicklung des Diskurses messen lassen.
Das Buch von Armin Wunsch ist in acht Kapitel aufgeteilt, jeweils mit Literaturhinweisen am Ende.
Nur ein einziges Mal wird auf einen Beitrag in das Orchester hingewiesen. Das enttäuscht.
Das Vorwort von Reinhard Goebel, der einräumt, dass er das Buch in der Entstehungsphase nur kurz habe überfliegen dürfen, wirkt deplatziert. Er hebt überrascht die Flexibilität heutiger Orchester und deren Angebote in der Coronapandemie hervor – „…und DAS ohne Tarif-Verhandlungen, Streik und ohne muffige Gesichter“ –, was seine konservative Sicht verdeutlicht.
Braucht man ausgerechnet diese Eröffnung in einem Buch zum „erfolgreichen“ Orchester? Nun ja.
Wunschs Grundidee, mit zeitgemäßen Methoden und Modellen die Zusammenarbeit, Wertschätzung und Kommunikation im Orchester zu befördern, ist im Grundsatz richtig. Als professioneller Geiger in der NDR Radiophilharmonie und heutiger Leiter von Orchesterbüro und KBB des hr-Sinfonieorchesters kennt er mehrere Perspektiven – allerdings offenbar nur aus der Sicht großer (Rundfunk-)Klangkörper. Wenn auch die fiktiven Orchestermitglieder Paul und Christine in verschiedenen Fallbeispielen als Cellisten eines Kammerorchesters agieren, so stellt Wunsch explizit auf Orchestergrößen zwischen 80 und 120 Musikern ab. Was denkt sich da ein Orchestermitglied in Lübeck, Heidelberg oder Riesa?
Es geht dem Autor um ein gewinnendes Zusammenleben im Orchester, sowohl aus Musiker- als auch aus Manager-Sicht. Er analysiert die Führungsstrukturen im Orchester, stellt die Grundlagen von Kommunikation, Feedback und Konfliktmanagement dar. Das Harmonisieren höchstpersönlicher Ziele und Werte von Orchestermitgliedern und Mitarbeitern mit der Resilienz, also der „psychischen Widerstandsfähigkeit in der Orchesterwelt“, nimmt breiten Raum ein.
Das kurze Kapitel „Verträge und Änderungsverträge im Orchesteralltag“ führt ein wenig aufs Glatteis, da es eher um Zielvereinbarungen und Absprachen, weniger aber um Verträge im Rechtssinn geht.
Das kann von Nichtjuristen leicht falsch verstanden werden. Bedauerlich, dass Wunsch den neuen Titel des TVK vom 1. Oktober 2019 augenscheinlich noch nicht kannte.
Ein gründlicheres Fachlektorat hätte dem Buch gutgetan; auch bei der Korrektur kleinerer Textfehler, der Gliederung und bei der Redaktion
von Bandwurmsätzen mit über 40 oder gar 50 Worten.
Trotz allem: Wer sich mit der Verbesserung der Zusammenarbeit im Orchester befasst, wird in dem Buch viele wertvolle Anregungen, Tipps und Techniken finden.
* „Musiker als Erfüllungsgehilfen“ in das Orchester 3/2007, S. 8 ff.
1 thought on “Mein erfolgreiches Orchester”
Kommentare sind geschlossen.