Werke von María Teresa Vera, Gabriel Koeppen, Carlos Gardel und anderen
Mas que …
Martina Trost (Gesang und Violoncello)
Singer-Songwriter dieser Art sind rar. Normalerweise greift, wer in sich den Drang spürt, der Mitwelt bewegende Dinge auf den Flügeln des Gesangs mitzuteilen, zur Klampfe. Da sind rhythmisch bewegte Harmonien bequem bei der Hand, und die Stimme findet ein klanglich schmiegsames Fundament.
Nun hat Martina Trost allerdings Cello studiert. Mit ihren 35 Jahren blickt die aus St. Wendel im Saarland stammende Frau auf ein an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf abgelegtes Diplom zurück nebst einigen Jahren in der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Vom Singen hat die inzwischen in Stuttgart lebende Musikerin aber nie lassen können. Aufgewachsen in einem Elternhaus voller Musik sang sie schon als Kind im väterlichen Kirchenchor mit. Und nicht umsonst hat sie ein Instrument gewählt, das der menschlichen Stimme besonders nahe steht.
Auf ihrem CD-Debüt, das sie für das kleine Label Finetone selbst produzierte, verknüpft Martina Trost ihre beiden musikalischen Seelen zu einem Album, das in der südamerikanischen Popmusik cross-overt. Denn in die wunderbar melancholischen Songs, die unter anderem aus der Feder von María Teresa Vera (1895-1965), Astor Piazzolla (1921-1992) und Pedro Guerra (geb. 1966) stammen, streut Martina Trost eine feine Portion Jazz hinein. Wenn sie nicht gerade instrumental unterwegs ist wie in Dolcissimo aus der Gramata Cellam von Peteris Vasks oder der Bearbeitung von Miles Davis Solar, das auch mit Cello und Stimme seinen Reiz hat.
Von vergangener Liebe, vom Traurigsein, von Samba und Tango, vom Verlassenwerden, vom Umarmen und vom Abschiednehmen handeln die vokalen Kompositionen, die Martina Trost mit ihrem fast unschuldig wirkenden, von klassischer Bildung weitgehend unverstellt gebliebenem Timbre für sich und ihr Cello selbst arrangiert hat. Und diese Kombination hat was, wenn man erst einmal die Ansprüche nach großartig aufgemotzten Musikproduktionen hinter sich gelassen hat. Mas que
(Mehr als
) ist eine CD, deren Zauber auch im Ungekünstelten liegt, mit dem sich die Interpretin eine Welt fernab unserer westeuropäischen Zivilisation zu eigen macht. Sie blickt freundlich lächelnd aus blauen Augen ins Leben, sogar die CD selbst ist in süßem Bleu gehalten. Martina Trost macht Musik, die unmittelbar aus ihrem Herzen entspringt. Das ist selten, kostbar, verletzlich und irgendwie anrührend.
Armin Kaumanns