Werke von Eric Sammut, Anna Ignatowics-Glinska, Emmanuel Séjourné und Ney Rosauro
Marimba Present
Katarzyna Mycka (Marimba), Gábor Boldczki (Trompete), Stuttgarter Kammerorchester, Ltg. Matthias Kuhn
Klangfülle, feine Ausdruckskraft und ein Tonumfang von fünf Oktaven: Die Marimba muss sich als Solo-Instrument nicht hinter dem Klavier verstecken. So heißt es auf der Homepage der Marimba-Virtuosin Katarzyna Mycka, die es sich seit ihrem Sieg bei der International Percussion Competition Luxembourg für Marimba solo 1995 zur Aufgabe gemacht hat, diese These zu untermauern.
Und tatsächlich ist Mycka als wunderbare Solistin und umtriebige Workshop-Organisatorin eine wahre und überdies gut vernetzte Triebfeder der Marimba-Bewegung. In den vergangenen Jahren hat sie eine Fülle neuer Kompositionen angeregt, zumindest drei der auf der vorliegenden CD vertretenen Komponisten gehören in der internationalen Schlagzeug-Musik(hoch)schulszene zu den meist gespielten Marimba-Komponisten. Ob in Korea, Brasilien oder den USA: Kleinere oder größere Werke für Marimba von Eric Sammut, Emmanuel Séjourné und Ney Rosauro sind weltweiter Standard. Und das zu Recht, denn es macht Spaß, sie zu spielen, sie sind eingängig und gefällig, Studierende können technisch-musikalisch gut an ihnen lernen.
Die Schlagzeug-Insider sind wohl auch die Hauptzielgruppe der neuen CD, auf der Mycka, wie man es von ihren bisherigen sechs CDs gewohnt ist, engagiert, mit voller Begeisterung und musikalischer Tiefe bei der Sache ist. Der gleichfalls überragende Trompeter und Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs Gábor Boldczki ist ihr ein kongenialer Mit-Solist im Concerto von Anna Ignatowicz-Glinska, das Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung von Matthias Kuhn begleitet superb.
Aufgrund dieser Qualitäten wird die CD hoffentlich über die Insider hinaus auch die an musikalischer Fusion interessierten Klassikhörer begeistern: Folkloristisch feine Melodien auf Streicherteppich, vom Jazz inspirierte und improvisationsähnliche Passagen, ein Hauch von Brasilien, einzelne Trompetentöne zu choralartigen Marimba-Akkorden, perlende Tonkaskaden, wattiges Wandeln auf Wolken alle diese musikalischen Phänotypen sind interessant und spannend genug, um ein allgemeines musikalisches Interesse zu wecken.
Die aufgenommenen Stücke sind nicht unbedingt absolute musikalische Meisterwerke, dafür ist die Musik in der Regel zu vorhersehbar. Es sind aber in sich stimmige, individuell grundehrliche, im positiven Sinne musikantische und handwerklich-virtuose Herangehensweisen, die alle Kompositionen kennzeichnen. In der Summe sorgt das Marimba Present so für ein äußerst angenehm zu goutierendes Resultat. Winziges Manko: Die Perkussionsbegleitung in Sammuts Sugaria-Concerto tönt etwas akademisch, außerdem verschmilzt sie im insgesamt leicht trockenen Klangbild nicht so mit dem Orchesterklang, wie man es sich wünschen würde.
Stephan Froleyks