Werke von Klex Wolf, Hannes Sprenger, Manu Delago und Helmut Jasbar

Ma Le Fiz

Neue Kompositionen für Kammerorchester, InnStrumenti, Ltg. Gerhard Sammer

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Helbling Hl-17685CD
erschienen in: das Orchester 10/2015 , Seite 76

Cross-over ist die wohl treffendste Charakterisierung für die hier eingespielten neuen Werke aus der Feder österreichischer bzw. Tiroler Komponisten. Konkret bedeutet dies das Aufeinandertreffen von Stilelementen und solistischem Instrumentarium aus dem Jazz-Rock-Pop-Bereich mit dem Klangkörper des Kammerorchesters.
Der in Innsbruck lebende Klex Wolf, Jahrgang 1968, wählte für sein Stück Aggregate das Fender-Piano als Soloinstrument, zu dem das zweigeteilte Kammerorchester hinzutritt. Vier Aggregat-Zustände erkundet Wolf in seinem stark von rhythmischer Motorik geprägten Stück, das auch minimalistische Ansätze hörbar werden lässt und die Klangfarben der Holzbläser des Kammerorchesters zur Geltung bringt. Im dritten Satz entstehen zu Beginn leicht verrauschte Klangflächen, ehe im vierten Satz improvisatorische Partien mit dominanter Trompete das musikalische Geschehen bestimmen. Es erklingt auch ein Zitat des österreichischen Komponisten und Filmemachers Bert Breit, dem die Aggregate gewidmet sind.
In Innsbruck geboren wurde Hannes Sprenger (*1958), der in Traum im Stehen op. 56 eine Jazzcombo mit dem Kammerorchester konfrontiert. Improvisationen von Trompete, Klavier und Kontrabass dominieren, während das Kammerorchester nur einen geringen Anteil an den traumartigen Zuständen dieser etwas langatmigen Komposition hat.
Vielseitiger zeigt sich Manu Delagos Ma Le Fiz Concerto für Kammerorchester und drei „sekkante“ Perkussionisten. Dazu erklärt der 1984 geborene Komponist: „Um das Orchester etwas zu sekkieren [necken, belästigen], platzierte ich die Perkussionsinstrumente um die Musiker herum. Um das Orchester etwas zu besänftigen, dürfen die Musiker selbst auch Perkussionsinstrumente spielen.“ Der Beginn überrascht dann mit leisen, knisternden Knackgeräuschen der Schlagzeuger, die vom Zerdrücken von Luftpolsterfolien stammen. Überhaupt ist Delago offen für eine experimentellere Klanglichkeit, wenn er z.B. sirrende Streicherklänge entstehen lässt, die durch über die Saiten kreisende Holzstäbchen erzeugt werden. Nach einem eher verhaltenen Anfang nimmt die Musik dann im Pop-Rock-Sound an Fahrt auf, lässt auch Orientalisches anklingen, gefällt sich mit einer Glockenspiel-Partie und einem Kontrafagott-Solo, ehe am Ende die Schlagzeuger die restlichen Luftpolster knacken.
The Far Side Symphony des in Wien tätigen Helmut Jasbar (*1962) ist eine Hommage an den Cartoonisten Gary Larson, in der das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti unter Gerhard Sammer die Hauptrolle übernimmt. Die drei kontrastierenden Sätze mit den Titeln Something Strange Happened, Oh the Memories… und It’s a Jungle out there, Babe werden rhythmisch straff, aber stellenweise mit etwas zu verhaltener Intensität gespielt.
Die Aufnahmetechnik dieser musikalisch gefälligen, aber wenig bedeutungsvollen CD ist nicht ganz zufriedenstellend, da die Streicher durchweg im Orchestertutti zu wenig präsent sind und die Raumtiefe fehlt.
Heribert Haase