Michael Märker

Ludwig van Beethoven

Bildbiografie

Rubrik: Buch
Verlag/Label: Kamprad
erschienen in: das Orchester 07-08/2020 , Seite 61

Die Bildbiografie von Michael Märker – eine der zahlreichen Publikationen zum Beethoven-Jahr 2020 – ist der dritte Band einer im Verlag Kamprad erscheinenden Reihe, in der bereits Bildbiografien zu Martin Luther und Heinrich Schütz vorliegen. Schon beim ersten Durchblättern besticht der Band durch die hohe Qualität der Abbildungen. Dies gilt sowohl für die in kleinem Format abgedruckten Bilder, als auch für die ganzseitigen Porträts wie beispielsweise das von Beethovens Großvater, dem er seinen Vornamen Ludwig verdankt. Dieses Ölgemälde hat Beethoven zeitlebens begleitet und es zierte jede seiner zahlreichen Wiener Wohnungen. Auch das wohl bekannteste Bildnis des Meisters von Joseph Karl Stieler aus dem Jahr 1820, auf dem der Komponist die Partitur der Missa solemnis in den Händen hält, ist in hoher Qualität ganzseitig in der Bildbiografie enthalten. Anders als der Titel des Bandes zunächst vermuten lässt, besteht dieser keinesfalls ausschließlich aus Bildern, sondern weist beträchtliche Textanteile auf, die weit über einfache Bildbeschreibungen hinausgehen und durch alle wesentlichen Lebensabschnitte Beethovens führen. Die abgedruckten Bilder stehen hierdurch in einem Gesamtzusammenhang, was den Informationsgehalt beträchtlich erhöht. Dabei werden auch Kontexte nicht zu knapp erschlossen. Beispielhaft dafür ist, dass auch Personen aus Beethovens Umfeld wie Mäzene und Freunde ebenso angesprochen werden wie seine Schüler Ferdinand Ries und Carl Czerny, von denen ebenfalls Bildnisse Eingang in den vorliegenden Band gefunden haben. Eine zusätzliche Bereicherung bilden Zitate aus Schriftdokumenten, so zum Beispiel im Zusammenhang mit der Abbildung des berühmten Titelblattes der Eroica, bei dem Beethoven die ursprüngliche Widmung an Napoleon Bonaparte aus Enttäuschung entfernt hat. Ergänzt wird die Abbildung durch die zitierte Überlieferung seines Schülers Ferdinand Ries, der diese Begebenheit in seinen Biographischen Notizen für die Nachwelt festhielt. Leider wurde bei den zahlreichen Zitaten generell auf die genaue Benennung der Quellen in einem Fuß- oder Endnotenapparat verzichtet, was den äußerst ansprechenden Gesamteindruck etwas trübt. Bei weiterführendem Interesse müsste der Leser somit zunächst ausführlich recherchieren. Anders verhält es sich hingegen bei den Bilddokumenten, zu denen im Abbildungsverzeichnis größtenteils die Standorte der Originalquellen angegeben sind. In der Gesamtschau erweist sich der Band als gelungenes Projekt. Zu wünschen ist abschließend, dass diese ansprechende Reihe mit weiteren Persönlichkeiten der Kultur- und Geistesgeschichte fortgesetzt wird. Hierfür bieten sich auch aus der Musikgeschichte weitere interessante Persönlichkeiten an – zum Beispiel der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy, der auch ein ausgesprochenes Talent zum Zeichnen und Malen besaß und damit für eine Bildbiografie geradezu prädestiniert erscheint.
Bernd Wladika