Arutiunian, Alexander / Johann Nepomuk Hummel / Wolf Kerschek

Live in Japan

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Cryston OVCC-00103
erschienen in: das Orchester 04/2014 , Seite 76

Zwei Klassiker der Trompetenliteratur treffen auf eine zeitgenössische Komposition. Der rote Faden von Alexander Arutiunian über Johann Nepomuk Hummel zu Wolf Kerschek ist dabei das virtuose und stets klangschöne Trompetenspiel von Matthias Höfs. Er ist nicht nur als Solist auf der ganzen Welt gefragt, sondern machte sich vor allem mit dem Ensemble „German Brass“ einen Namen in der Blechbläserszene. Zuletzt legten die zehn Herren ein äußerst überzeugendes Album mit originellen Richard-Wagner-Bearbeitungen vor – allesamt von Matthias Höfs arrangiert. Nun also ein Konzertmitschnitt des Trompeters aus Japan.
Das Konzert für Trompete und Orchester in As-Dur von Arutiunian gestaltet Höfs mit prägnantem, teils scharfem Ton. Dennoch lässt er Abstufungen zu. Vor allem die Kadenz am Ende des Stücks gelingt differenziert, mit weichen Passagen und Echo-Effekt. Das Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra unter Kazuki Yamada spielt präzise, in den schwelgenden Tutti-Passagen nicht übermäßig romantisierend, sondern unterstützt stattdessen den Solisten passend und unaufdringlich.
Das berühmte Werk des armenischen Komponisten erinnert phasenweise in seiner Inst­rumentierung und Großflächigkeit an Filmmusik – ein thematischer Kreis, der sich mit den Trumpet Dances von Wolf Kerschek am Ende der CD schließt. Der 1969 geborene Kerschek, der bereits mehrfach mit Matthias Höfs zusammenarbeitete, kombiniert treibende Tanzrhythmen mit teils exotischen Klangfarben und fantasievollen Melodien. Dem Zuhörer entstehen unmittelbar Bilder vor dem inneren Auge. Off-Beat und Synkopen stecken mit ihrer Bewegung an. Höfs interpretiert
den Solopart dazu im dritten Satz weich und jazzig-schleichend, im vierten Satz heiter und flockig. Die unterschiedlichen Charaktere der Teile kommen einem Interpreten zugute, der mit der Vielfalt seines Instruments umzugehen weiß. Und das lässt sich von Höfs ohne Frage behaupten.
Das Zuhören macht hier einfach Spaß, der Verlauf der Musik ist nie voraussehbar. So kann sich ein feuriger Latin-Rhythmus spontan in einen walzerähnlichen Dreiertakt wenden; im Orchesterpart spielen Perkussionsinstrumente eine wichtige Rolle. Überhaupt sind die Musiker mehr als nur Begleitung, denn Kerschek, 2013 Gewinner des Hamburger Jazzpreises, lässt das Orchester zu einem gleichwertigen Partner werden.
Ergänzt wird die Aufnahme durch Hummels Konzert für Trompete und Orchester in Es-Dur. Wie auch bei den Trumpet Dances musiziert hier das Hyogo Performing Arts Center Orchestra unter Seikyo Kim.
Matthias Höfs spielt im ersten Satz einen herrlich offenen Ton, phrasiert im Mittelsatz die langen Linien behutsam ab und gibt sich im dritten Satz leicht und verspielt.
Die Mitschnitte aus der Suntory Hall in Tokyo und der Hyogo Performing Arts Center Grand Hall bilden eine gelungene Aufnahme nicht nur des hervorragenden Spiels von Matthias Höfs, sondern auch in ihrer musikalischen Zusammenstellung.
Rebekka Sambale

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