Felix Mendelssohn Bartholdy

Lieder ohne Worte für Oboe und Streichorchester/Konzert d-Moll für Flöte, Harfe und Streichorchester

Ramón Ortega (Oboe), Anette Maiburg (Flöte), Emmanuel Ceysson (Harfe), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Ltg. Douglas ­Bostock

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Coviello Classics
erschienen in: das Orchester 7-8/2025 , Seite 75

Diese CD ist ein echtes Fundstück und eine großartige Bereicherung im Repertoire für Oboe und die Kombination Flöte/Harfe – in jeder Hinsicht!
Die Bearbeitungen der beiden Werke Mendelssohns, die Andreas N. Tarkmann hier vorgenommen hat, sind außerordentlich gut gelungen. Seine Sensibilität im Umgang mit den Kompositionen ist bemerkenswert, für mich ganz besonders bezüglich der Lieder ohne Worte, die in der Transposition für Oboe und Streicher aufgenommen wurden. Die klangliche und kompositorische Sprache Mendelssohns reproduziert sich hier so gut, dass man meinen könnte, es seien Originalkompositionen in dieser Besetzung. Und wenn man hört, mit welcher Leichtigkeit, Klangschönheit und -variabilität der Oboist Ramón Ortega spielt, dann fühlt man ganz stark die unmittelbare Verwandtschaft seines Instruments mit dem menschlichen Gesang, die ja vom Komponisten in diesen Stücken bereits in das Klavier transzendiert wurde. Ramón Ortega ist ein Künstler, der mit seinem Instrument bei größter handwerklicher Perfektion eine intensive künstlerische Aussagekraft entwickelt, die tief berührt.
Ebenso gelungen ist die Transposition des Doppelkonzerts für Violine und Klavier hier für Flöte und Harfe, bei der Tarkmann einige wenige Veränderungen am Original zur Anpassung an die beiden Instrumente vorgenommen hat. Mendelssohn hat das Werk als frühreifer 14-Jähriger geschrieben – und es spricht eine sehr persönliche Sprache.
Die Komposition ist natürlich als Parallelwerk zum Doppelkonzert für Flöte und Harfe KV 299 von W. A. Mozart gedacht und somit sehr bereichernd für diese Kombination von Solisten. Allerdings sprengt es mit seinen ca. 40 Minuten Dauer sicher den Rahmen so mancher Konzertprogramme. Es sind jedoch sehr lohnende 40 Minuten und beide Solist:innen – Anette Maiburg (Flöte) und Emmanuel Ceysson (Harfe) – präsentieren auf dieser CD mit großer Virtuosität und Klangschönheit dieses jugendfrische, ideenreiche Werk, bei dem man auch dank der großartigen Bearbeitung annehmen könnte, dass es in dieser Besetzung durchaus ein Originalwerk von Mendelssohn ist. Insbesondere der wunderbar feinfühlige Harfenklang Ceyssons hat eine Transparenz, die sich aus seinem Klangvolumen und höchster Artikulationsvielfalt ergibt und im Vergleich mit dem Klavier der Flöte (statt Violine) eine große gestalterische Freiheit gibt.
Von besonderer Qualität ist der sehr homogene und perfekt abgestimmte Klang des Südwestdeutschen Kammerorchesters unter der Leitung von Douglas Bostock, der die drei Solist:innen wunderbar trägt und mit ihnen intensiv musikalisch korrespondiert.
Margit-Anna Süß und Hansjörg Schellenberger

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