Argüelles, Julian
Let it be told
Frankfurt Radio Big Band featuring Django Bates und Steve Argüelles play the music of South Africa Exiles, hr-Bigband, Ltg. Julian Argüelles
Let it be told, der Titel dieser Jazz-CD der Frankfurter hr-Bigband, ist am besten zu übersetzen mit: Dies wollen wir nun mal erzählen
Im Zentrum stehen dabei Stücke, welche die Mitglieder der südafrikanischen Gruppe Blue Notes nach ihrer Übersiedlung 1964 in Europa im Repertoire hatten. Mit ihrer Musik fanden sie damals auch einzeln viel Beachtung: der Trompeter Mongezi Feza (1945-1975), der Altsaxofonist Dudu Pukwana (1938-1990), der Pianist Chris McGregor (1936-1990), der Kontrabassist Johnny Mbizo Dynani (1945-1986) und der Schlagzeuger Louis Moholo-Moholo, 1940 geboren. Moholo ist als Einziger noch am Leben und wohnt seit 2005 wieder in Südafrikas Metropole Kapstadt. Mit ihrem Spiel begeisterten sie zunächst in England, dann europaweit die Hörer und übten starken Einfluss aus. Und sie trafen sich mit Vertretern der damals aktuellen Szene zu Jam Sessions, Konzerten und Aufnahmen.
Nicht von ungefähr sind es denn auch jüngere britische Musiker von heute, die mit dieser CD der Blue Notes gedenken wollen: die Brüder Steve und Julian Argüelles an Schlagzeug sowie Percussion und Saxofon (Letzterer auch Arrangeur) sowie Django Bates an Klavier und Keyboards. Die Afrikaner orientierten sich an afroamerikanischen Vorbildern, von Charlie Parker und Dizzy Gillespie bis Thelonious Monk und Ornette Coleman, doch nicht in einer gleichsam kopistischen Manier. Weniger der Blues der USA als die melodiösen Gesänge der südafrikanischen Tradition waren die Wurzeln ihrer Stücke. Und so kommt es, dass auch die große Sängerin Miriam Makeba mit ihrem Retreat Song am Repertoire beteiligt ist. Außerdem wird The Wedding, ein Stück des 1934 in Kapstadt geborenen und hierzulande sehr bekannten Pianisten Abdullah Ibrahim (ursprünglich Dollar Brand), gespielt.
In der 18-köpfigen Band kommen eine ganze Reihe von Solisten mit improvisierten Chorussen zum Zug. Bei Pukwanas Mra Khali geht es gleich hinein in die typischen tänzerischen Rhythmen mit den rollenden Klavierfiguren des agilen Django Bates und dem in allen Registern kraftvollen Altsaxofon von Julian Argüelles. In Dyanis Mama Marimba hat Tony Lakatos ein von John Coltrane inspiriertes Tenorsaxofon-Solo; diese Free-Jazz-Einleitung erinnert an Berührungen der Blue Notes mit den Europäern ihrer Zeit. Fezas You Aint Gonno Know Me beginnt als balladenhaftes Stück mit der Klarinette von Oliver Leicht. Amasi ist eine Komposition von Chris McGregor und wird auch in dessen Arrangement gespielt. Er hat es wahrscheinlich für seine 1969 gegründete und noch heute als legendär geltende eigene Bigband Brotherhood of Breath geschrieben. Besonders schön rundet das lyrische, nur von Bläsern gespielte Folklorestück Amabutho die CD ab.
Günter Buhles