César Franck/Richard Strauss

Le Chausseur maudit/Variations symphoniques pour piano et orchestre FWV 46 / Burleske für Klavier und Orchester d-Moll AV 85/ Tod und Verklärung op. 24

Ekaterina Litvintseva (Klavier), Nordwestdeutsche Philharmonie, Ltg. Jonathan Bloxham

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil/Edition Günter Hänssler
erschienen in: das Orchester 07-08/2021 , Seite 70

Es ist eine geschickte und sehr ansprechende Idee, diese vier sinfonischen Kompositionen der Hochromantik auf einer CD zusammenzustellen: zwei sinfonische Dichtungen und zwei Werke für Klavier und Orchester, alle im Zeitraum zwischen 1883 bis 1889 entstanden.
Die Nordwestdeutsche Philharmonie zeigt eine ausgezeichnete Spielfreude bei den sinfonischen Dichtungen. Unter Leitung von Jonathan Bloxham gelingt eine farbig schillernde Interpretation von César Francks Le Chausseur maudit, in welcher die freudige Aufbruchstimmung zur Jagd ebenso wie der märchenhaft-dämonische Charakter ausgezeichnet zur Geltung kommen.
Eine einnehmende Klangfülle und groß angelegte, gut ausbalancierte Spannungsbögen kennzeichnen die Wiedergabe der mit einem metaphysischen Inhalt versehenen sinfonischen Dichtung Tod und Verklärung von Richard Strauss. Dirigent und Orchester können, wie etwa bei der letzten großartigen Steigerung, immer neue Energien entfalten. Die Bläser sind jederzeit klar zu hören und den Streichern haben die Tonmeister Martin Rust und Manfred Schumacher einen angenehmen, weiten Klangraum gegeben. Leider hat das Soloklavier diesen nicht bekommen, sodass bei den Variations symphoniques von Franck dem Flügel die Klangfülle fehlt. Dadurch sind viele Figuren der linken Hand und manche Mittelstimme, vor allem wenn diese mit den Streichern spielt, nicht gut genug zu hören. Möglicherweise waren die Mikrofone zu nah am Instrument, denn bei den lyrischen Passagen stören zudem die Dämpfungsgeräusche des rechten Pedals.
Dass Ekaterina Litvintseva eine ausgezeichnete Pianistin ist, die mit den romantischen Klangfarben überaus vielfältig umzugehen weiß, kommt in diesem Werk dennoch, genauso wie in der fulminant gespielten Burleske von Strauss, eindrucksvoll zur Geltung. Dem an Brahms und Liszt geschulten Klaviersatz gewinnt sie mit ihrer überzeugenden Virtuosität immer wieder neue Klangfarben ab. Wirbelnde Akkordrepetitionen und donnernde Oktaven stehen weichen und lyrischen Ausdrucksmomenten gegenüber, manchmal zudem von einem mit Walzerklängen durchzogenen Humor gemischt.
In der Burleske ist die Balance zum Orchester, vor allem wegen der zahlreichen solistischen Passagen, tontechnisch besser gelungen. Das Zusammenspiel mit dem Orchester und dessen umsichtigem Leiter Jonathan Bloxham ist bei beiden Werken hervorragend. Die Aufnahme wurde Ende Januar 2020 im Stadtpark Schützenhof in Herford gemacht.
Im Booklet gibt es – neben Infos zur Pianistin, dem Orchester und seinem Dirigenten – ein Gespräch der Solistin Ekaterina Litvintseva mit Daniel Knaack, in welchem einige interessante Ideen zur Programmgestaltung erörtert werden.
Christoph J. Keller